Zuletzt überarbeitet am 19. Mai 2020 von Franzi
Ich habe in meinem Leben genau einen Tag in Indien verbracht. Naja, genau genommen waren es eineinhalb Tage. Der halbe zählt aber nicht, weil ich mich quasi in einem Hochsicherheitsbunker aufgehalten habe. Natürlich reicht ein einziger Tag nicht einmal ansatzweise aus, um ein Land kennenzulernen. Aber trotzdem hat sich Indien in mein Gedächtnis gebrannt, wie kaum ein anderer Ort zuvor. Und so war es für mich, zum ersten Mal in Indien.
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Inhalt
Das Land der Gegensätze: Zum ersten Mal in Indien!
Ausgerechnet Delhi habe ich mir für meine erste Indien-Erfahrung ausgesucht. Die Stadt hat über 16 Millionen Einwohner und platzt aus allen Nähten. Es ist laut, chaotisch und nicht wirklich sauber. Obwohl ich schon oft in Asien unterwegs war, ist in Indien alles anders: Die Farben, die Gerüche, das Essen und die Menschen. Es ist ein Land der Extreme, mit einer riesigen Kluft zwischen Arm und Reich. Das fängt schon am Flughafen an.
Der Indira Gandhi Airport ist riesig. Alles ist topmodern, sauber und glänzend. Die Flughafenangestellten empfangen uns mit einem strahlenden Lächeln und eskortieren uns durch das Gebäude, ohne uns eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Ob wir zu viel Gold dabeihaben, wollen sie wissen. Zu viel Bargeld, zu viel Schmuck, zu viel Irgendwas – nein, haben wir nicht. Der Flughafen ist den wohlhabenden Indern vorbehalten, denn nur die haben genug Geld für Tickets. Damit spiegelt er perfekt das Bild des unglaublich fortschrittlichen Landes wieder, das die indische Regierung gerne an Ausländer vermittelt.
Draußen vor der Tür ändert sich schlagartig alles: Dutzende Obdachlose schlafen auf dem Rasen vor dem Flughafen. Und an den Bushaltestellen. Und am Straßenrand. Und eigentlich an jedem Ort, den wir mit unserem Crewbus auf dem Weg zum Hotel passieren. Ihre Wäsche hängt zum Trocknen an Straßenlaternen und Leitplanken. Ihre Klamotten haben sie größtenteils ausgezogen, um die Hitze der Nacht zu ertragen. Obwohl es fast Mitternacht ist, stehen jede Menge Kinder am Straßenrand, die uns mit großen Augen hinterhersehen. Ob sie ein Zuhause haben? Keine Ahnung.
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Mein Einzug in den Hochsicherheitsbunker…
Erneuter Szenenwechsel, als wir das Hotel erreichen. Das Hyatt Regency Delhi ist eines der besten und teuersten in der ganzen Stadt. Vor dem Tor müssen wir anhalten, der Fahrer wird kontrolliert. Aber das ist noch lange nicht alles: Eine Horde bewaffneter Nachtwächter umkreist mit Hunden und Bombenspiegeln unseren Bus. Erst als das Fahrzeug klargemeldet wird, dürfen wir passieren. Am Hoteleingang folgt schon der nächste Security-Check: Wie am Flughafen wird unser Gepäck durchleuchtet. Obwohl ich beruflich und privat schon in einigen Ländern war, die in puncto Sicherheit als kritisch eingestuft werden, habe ich so etwas noch nie erlebt.
…und mein erster Kontakt mit der indischen Gastfreundschaft
Und wieder ein komplett neues Bild, nachdem wir die grimmigen Security-Männer hinter uns gelassen haben. Ein Manager des Hotels und eine Hotelangestellte laufen freudestrahlend auf uns zu. Wie man es sonst nur aus Hawaii kennt, behängt uns die Frau mit einer Blumenkette aus Lotusblüten und verpasst uns ein Bindi auf die Stirn. Wir schießen gemeinsam Fotos und dürfen sogar an einer Verlosung teilnehmen. Wieder so ein Ding, das ich noch in keinem anderen Luxushotel erlebt habe. In den teuren Ketten bin ich sonst immer froh, wenn ich dem Personal überhaupt ein Lächeln abringen kann.
Sightseeing in Delhi: Am besten mit einem Einheimischen
Todmüde und ziemlich überwältigt bin ich ich dann auch ziemlich schnell ins Bett gefallen, denn am nächsten Tag wollte ich früh raus. Der Grund, weshalb ich mich so unglaublich auf den Delhi-Flug gefreut hatte, war um ehrlich zu sein nämlich nicht das Land selbst. Stattdessen durfte ich nach vielen Monaten meinen sehr guten Freund Gaurav wiedersehen, den ich bei der Reisebloggerkonferenz TBEX in Athen kennengelernt hatte. Er ist Inder und lebt seit seiner Geburt in Delhi. Einen besseren Reiseführer hätte ich mir also nicht wünschen können.
Und so verbrachte ich dann auch einen unglaublichen Tag in dieser unglaublichen Stadt – zum ersten Mal in Indien. Wir sahen uns Paläste und die großartigen Lodi-Gärten mit ihren beeindruckenden Mausoleen an. Wir gingen shoppen auf dem Markt und feilschten mit den Händlern. Gingen südindisch essen. Gingen nordindisch essen. Aßen Eis und Früchte. Tranken frischgepressten Saft in der Sonne. Probierten Saris an (naja ich zumindest) und machten gefühlt 1.000 Fotos mit wildfremden Menschen („Madam! Just one picture with me, Madam!“). Mein persönliches Highlight: Die wilde Autofahrt durch die verstopften Straßen von Delhi und Gauravs kreative Parkplatzsuche – zum Beispiel auf dem Schlafplatz eines Obdachlosen oder in der Mitte eines Kreisverkehrs.
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Mein Fazit: Indien, ich will dich kennenlernen!
Meiner Meinung nach sind die Inder ein ganz wunderbares Volk und ich habe an diesem einen Tag viele tolle Menschen kennengelernt. Da war die Hobbyfotografin im Park, die vor Freude fast in Tränen ausgebrochen ist, als wir sie baten, ein Foto von uns zu schießen. Und das nette Zimmermädchen, das mir Fotos von seiner Heimat im Norden Indiens gezeigt und mich durch das ganze Hotel verfolgt hat, um sich für ein paar Euro Trinkgeld mit einer Umarmung zu bedanken. Und die vielen Kinder im Park, die von ihren Eltern immer wieder zum Selfies-machen zu uns geschickt wurden. Was soll ich sagen? In Deutschland will nie einer ein Foto mit mir.
Ich glaube aber, dass ich es den ganzen Tag ziemlich einfach hatte, weil ich mit einem indischen Mann unterwegs war. Mein Freund Gaurav hat mir immer wieder gesagt, dass es für mich alleine schon deutlich anstrengender geworden wäre. Viele Verkäufer, Bettler und Rikschafahrer versuchen gar nicht erst ihr Glück, wenn du einen Einheimischen dabei hast. Und auch die Händler auf den Märkten ziehen dich nicht die ganze Zeit über den Tisch.
Ob mein erster Tag alleine auch so großartig verlaufen wäre? Wahrscheinlich nicht, aber wer weiß das schon? Jedenfalls möchte ich es herausfinden – abseits von teuren Hotels, Geschäftsreisenden und Wachpersonal. Ich habe Lust bekommen auf Indien und Lust darauf, das Land in all seinen Facetten kennenzulernen. Und ohne jetzt spoilern zu wollen: Wahrscheinlich werde ich dazu schon im Herbst ausgiebig Gelegenheit haben.
Nachtrag: Mittlerweile habe ich viel Zeit in Indien verbracht
Seit meinem ersten Besuch hat es mich noch zweimal nach Indien verschlagen. Ich war in Mumbai, Bangalore, Goa und Mysore und habe sogar für einen Moat dort gearbeitet. Im Februar steht meine vierte Indien-Reise an – diesmal geht’s nach Kerala. Mehr über meine Reisen und Erfahrungen könnt ihr hier nachlesen.
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Oh ja, Indien hasst man oder liebt man. Ich kenne kaum jemanden, der diesem Land gegenüber keine starken Gefühle entwickelt hat. Schön, dass du dir endlich selbst ein Bild machen könntest und noch schöner, dass du im Herbst sogar länger hinfliegen willst 🙂 LG
Oh ja, das habe ich jetzt auch schon soo oft gehört 🙂 Ich kann’s jedenfalls kaum erwarten, noch mehr von Indien zu sehen. LG
Traumhaft! Ich habe schon lange den Wunsch, endlich einmal nach Indien zu reisen. Bisher konnte ich aber niemanden in meinem Freundes- und Bekanntenkreis dafür begeistern. Aktuell bin ich mir aber noch nicht sicher, ob ich mir das allein zutraue.
Ja, das kann ich gut verstehen. In meinem Bekanntenkreis ist auch niemand so wirklich scharf auf Indien, also wird es wohl auf eine Solo-Reise hinauslaufen 🙂 Ein bisschen Bammel habe ich ja schon… LG Franzi
Ich habe dir doch gesagt, dass du früher oder später in Indien landen wirst 🙂 Finde es sehr cool, dass du im Herbst länger hinfliegen willst. Gruß Andi
Der Andi hat immer Recht 🙂 Aber ja, ich bin auch unglaublich gespannt. LG Franzi
Das klingt alles unglaublich interessant und aufregend! Ich möchte schon seit ich denken kann bzw. ich das erste mal einen Bollywood Film geschaut habe (natürlich mit Sharuk Khan und das mit ca. 10 oder 12 als die immer so oft auf RTL2 liefen :D) nach Indien! Leider hab ich es bisher nicht geschafft, aber ich hab es mir fest vorgenommen in 3 Jahren, nach meiner Ausbildung, ausgiebig Indien zu erkunden. Am besten ganze Programm: Mumbai, Delhi, Goa, Vanarasi, Kalkutta, Berge, Wüste, Meer, Stadt, Dorf, YOGA! Alles bitte 😀 werde da bestimmt 3 Monate oder so versacken oder sogar mehr. Ich hoffe es jedenfalls, dass ich die Möglichkeit bieten länger als 2 oder 3 Wochen dort zu bleiben, #lifegoal! Bin schon gespannt auf deine Indien Reise und Tipps etc. 🙂
Liebe Grüße
Jasmin von nimsajx.blogspot.de
Haha oh ja, ich bin auch ein riesiger Bollywood Fan 🙂 War fast ein bisschen enttäuscht, dass die Leute in den Straßen von Delhi nicht gesungen und getanzt haben. Meine Indien-Reisepläne für Herbst werden auch langsam konkreter! LG Franzi
Hallo,
wir sind gerade 5 Wochen über den Jahreswechsel durch Indien getourt und haben Delhi, Rajasthan, Kerala, Goa und Mumbai besucht. Wenn Du willst, kannst Du unsere Berichte auf der angegebenen Homepage lesen. Viel Spaß und alles Gute
Vielen Dank für den Link – werde ich mir auf jeden Fall mal durchlesen 🙂 LG Franzi
Indien… wer einmal da war, den lässt es wohl nie mehr so ganz los.
Vor 2,5 Jahren bin ich recht spontan mal nach Mumbai geflogen. Auf irgendeiner Urlaubsschnäppchen-Seite war ein Gabelflug nach Mumbai im Dezember für schlappe 250 EUR zu ergattern.
Ich hatte nur noch eine Woche Urlaub, aber das war für diesen Preis zu rechtfertigen.
Nicht aber für Indien!
Ich habe in dieser Woche zwar unglaublich viel erlebt, tausende Eindrücke, etc. mitgenommen, aber… ich wäre gerne noch ein paar Tage, Wochen, Monate geblieben.
Nun hoffe ich, daß sich „das Berufliche“ mal klärt und ich bald mal wieder in einem Flieger nach Indien sitze! 🙂
Gosh! I didn’t realize I was parking in the middle of a round about. Space is a luxury here. You never know whether the car is parked on the space of a homeless person or the homeless person is sleeping in car parking. Good that you are coming back for longer time in October.
Hallo Franzi,
ich war 3 Mal in Indien. Ich liebe dieses Land, diese Farben und vielen Erlebnisse. Ein Land der Extreme und Gegensätze. Manchmal ist es auch schwer zu ertragen, der viele Müll, die Gerüche, die Armut. Du bist immer hin- und hergerissen. Ich habe die Inder als sehr offen und humorvoll erlebt, war allerdings nie alleine unterwegs.
Das mit den Fotos kenne ich. Lustig, ich bin überhaupt nicht fotogen! Einmal habe ich ein älteres Pärchen angesprochen, um sie mit ihrer eigenen Kamera vor dem Tadsch Mahal zu fotografieren. Schließlich will man ein schönes Bild von dem Erlebnis haben. Sie haben sich sehr gefreut.
Liebe Grüße
Renate
Ich wollte immer schon nach Indien und jetzt hast du meinen Wunsch nochmal verstärkt! Vielen Dank für den tollen Beitrag ♥
Ich stimme auch dem zu, was schon so oft gesagt wurde: Indien entweder liebt man oder hasst man. Oft auch beides.
Niemand kann Indien gegenüber gleichgültig sein, denn Indien erweckt bei Reisenden die stärksten Emotionen. Vielleicht liegt es an der enormen Anzahl von Menschen, die sich auf den Straßen drängen, an der Verschmutzung und dem Verkehr, an der starken Mischung von Gerüchen, von denen einige unangenehm sind, andere nicht, an den seltsamen Bräuchen, an dem Meer von Göttern mit ihren extravaganten Gewändern, an der Küche, die einem die Zunge zum Schlafen
bringt….
Aus diesen und vielen anderen Gründen kann Indien niemanden gleichgültig lassen. Sobald man einen Fuß auf den indischen Subkontinent setzt, werden die Sinne geschärft. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde, die man auf der Straße verbringt, ist man angespannt, als ob etwas passieren würde… Wir sind angespannt, weil wir in Europa an so viel Platz gewöhnt sind und uns inmitten so vieler Menschen nicht wohlfühlen. Und weil alles so anders ist.
Indien ist anstrengend und erschöpfend. Aber es gibt nur wenige Reisen, die so intensiv in Erinnerung bleiben wie eine nach Indien. Am Flughafen von Delhi traf ich einmal einen Passagier, der zu mir sagte: „Ich weiß nicht, was es mit Indien auf sich hat, dass ich immer wieder zurückkomme“…
Ich weiß es auch nicht.
Vielleicht liegt es daran, dass wir uns dort lebendig fühlen. Denn wenn Indien eines ist, ist lebhaft und lebendig, mit seinen guten und seinen schlechten Seiten. Und vielleicht ist es dieses Bedürfnis, intensiv zu leben, weit weg von unserem reglementierten und eintönigen Leben im organisierten Europa, das uns immer wieder dazu bringt, nach Indien zu reisen. Auch wenn wir uns versprochen haben, dass das letzte Mal das letzte Mal sein würde.
Weiter so mit deinem tollen Blog!
Cristina