Girocard oder Kreditkarte im Urlaub weg – was tun?

Girocard oder Kreditkarte im Urlaub weg – was tun?

Reisen macht Spaß, Reisen bildet, aber Reisen kostet auch Geld. Wen das Fernweh packt, der sollte nicht das gesamte Reisebudget in bar mitnehmen. Leichter reist es sich mit der Girocard oder einer Kreditkarte. Blöd nur, wenn der Geldbeutel verloren geht oder – noch schlimmer – geklaut wird. Was tun, wenn die Girocard oder die Kreditkarte im Urlaub weg ist? Klar, die Karten erstmal sperren, würde man ja in Deutschland auch so machen. Dann bleibt das Geld auf dem Girokonto und Kriminelle können mit der Kreditkarte ebenfalls keinen Schaden anrichten. Doch wie sperrt man die Karte, wenn man in den USA, der Karibik oder Thailand ist? Ich stelle euch drei verschiedene Möglichkeiten vor und wie die Reise auch ohne Karte noch gelingt.

Bank anrufen

Wenn ihr merkt, dass eure Karte weg ist, dann ist die erste Reaktion vermutlich: Panik! Aber ganz ruhig, viele Banken sind über eine Notfallnummer 24 Stunden erreichbar. Diese Nummer solltet ihr euch vor dem Abflug oder der Abfahrt aufschreiben und sicher verwahren – am besten nicht im Geldbeutel. Zusätzlich zur Telefonnummer notiert ihr euch eure IBAN, denn nicht jeder kann das 22 Stellen lange Zahlen-Buchstaben-Monstrum auswendig – und schon gar nicht in einer Ausnahmesituation. Für die Kreditkarte gilt dasselbe. Nummer notieren und der Bank durchgeben. Bei einigen Banken, wie der Commerzbank, könnt ihr die Karte auch über die Mobile Banking App sperren lassen.

Sperr-Notruf

Einige Banken bieten keine eigene Notfallnummer an, sondern verweisen auf den Sperr-Notruf. Auch wenn ihr beispielsweise zwei Karten von unterschiedlichen Banken im Geldbeutel habt, müsst ihr nicht jede Bank einzeln anrufen. Einfacher ist für euch in diesem Fall ebenfalls der Sperr-Notruf. Dessen Nummer kann man sich leicht merken: Unter der 0049 116 116 könnt ihr weltweit jede Girocard und viele Kreditkarten sperren lassen. Aber auch dafür müsst ihr die IBAN oder die Kontonummer und Bankleitzahl beziehungsweise die Kreditkartennummer bereithalten.

 

Wie viel ihr für den Anruf zahlt, hängt vom Urlaubsort ab. Innerhalb der EU sollten abhängig von eurem Mobilfunkvertrag aufgrund der Roamingvereinbarung keine zusätzlichen Kosten entstehen. In weiteren Ländergruppen ist der Preis vom ausländischen Anbieter und Netzbetreiber abhängig. In Ausnahmefällen kommt ihr bei der Nummer nicht durch. Alternativ betreibt der Sperr-Notruf die Nummer 0049 30 4050 4050, die genauso funktioniert und immer erreichbar sein sollte.

 

Den Sperr-Notruf haben mehrere Unternehmen der Kredit- und Telekommunikationsbranche sowie Bankenverbände gemeinsam eingerichtet. Die Sperranfrage wird in der Regel über den Sprachcomputer aufgenommen und dann digital an die jeweilige Bank weitergeleitet, die dann letztlich die Karte sperrt. Müsst ihr mehrere Karten sperren oder sogar eure SIM-Karte, dann werdet ihr mit einem Servicemitarbeiter verbunden, der die Sperre aufnimmt und diese an die zuständige Sperrinstanz, also die Bank und den Mobilfunkanbieter, weiterleitet.

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Vorsicht: In diesen Ländern braucht ihr eine andere Vorwahl

Bestimmte Länder haben noch einen „exit code“, das heißt, wenn ihr beispielsweise in den USA seid und die Karte sperren lassen wollt, müsst ihr vor der 0049 noch zusätzlich 011 vorwählen. Also lautet die Nummer von New York oder Los Angeles aus 01149 116 116. Genauso läuft es in Kanada und Puerto Rico sowie einigen karibischen Inseln ab. Wenn ihr eure Karte in Russland sperren wollt, lautet die Nummer 81049 116 116. Informiert euch am besten vor eurer Abreise, welche Vorwahl ihr in eurem Urlaubsland wählen müsst.

Sonderfall Kreditkarten

In der Regel lassen sich Kreditkarten beim Herausgeber sperren. Da genügt ein Anruf beim jeweiligen Kreditinstitut. Der Sperr-Notruf versichert auf seiner Homepage, dass die meisten Kreditkarten auch über die 116 116 gesperrt werden können. Man kann sogar vorher recherchieren, welche Banken teilnehmen und welche Karten gesperrt werden können. Allerdings bieten die Kreditkartenhersteller Visa, Mastercard oder auch American Express sowie Diners Club eigene Rufnummern an, unter denen die Karte gesperrt werden kann.

Hier gibt’s eine kurze Übersicht:

Kartenhersteller Deutschland Aus dem Ausland
Mastercard 0800 819 1040 001 800 627 8372 (aus den USA)

001 636 7227 111 (aus anderen Ländern, bei einem Festnetzanruf ein R-Gespräch, also keine Kosten für euch)

Visa 0800 811 8440 001 303 967 1096 (bei einem Festnetzanruf ein R-Gespräch, also keine Kosten für euch)
American Express 069 97 97 1000 0049 69 97 97 1000
Diners Club 069 900 150-135 oder -136 0049 69 900 150 135 oder -136

Guyam Island Siargao, Philippinen

Was passiert nach der Sperrung?

Ihr habt die Karte erfolgreich gesperrt, seid aber weit weg und habt möglicherweise gar kein Bargeld mehr zur Verfügung? Auch in dieser Notfallsituation seid ihr nicht völlig aufgeschmissen. Die Sparkassen versichern auf ihrer Homepage, dass Kunden in der Regel auf Reisen innerhalb von 48 Stunden eine Notfallkarte oder Notfallgeld erhalten. Ob der Service kostenlos ist, hängt von der jeweiligen Sparkasse ab. Auch etwa die DKB verspricht ihren Kunden Hilfe und lässt euch Geld oder Ersatzkarte per Kurier binnen zwei Tagen zukommen. Für Aktivkunden ist das kostenlos, andere Kunden zahlen für Notfallbargeld 150 Euro für die Notfallkreditkarte 180 Euro.

 

Die Deutsche Bank stellt Kunden des BestKonto-Modells innerhalb weniger Stunden ein Notfallbargeld kostenlos zur Verfügung. Wo ihr das Geld vor Ort abholen könnt, sagt euch der Kundenservice. Verliert ein Kunde seine Deutsche Bank Kreditkarte und lässt sie sperren, dann erhält er über die Partner Visa oder Mastercard auf Wunsch ein Notfallbargeld, das innerhalb weniger Stunden weltweit bereitgestellt wird. Außerdem erhält er bei Bedarf binnen 24 Stunden eine Notfall-Kreditkarte – auch außerhalb Europas. Die ING-DiBa versendet sowohl die Visa- als auch die Girocard an den Urlaubsort. Allerdings müsst ihr dafür noch mindestens 14 Tage dort verbringen, damit ihr in jedem Fall Karte und PIN empfangt.

 

Nicht alle Banken schicken eine Ersatzkarte an die Urlaubsadresse. Kunden der Postbank könnten bei einem Kartenverlust in Geschäften mit ihrem Smartphone zahlen, wenn sie die bankeigene App „Finanzassistent“ nutzen und die Geschäfte mobiles Bezahlen ermöglichen. Commerzbank-Kunden können den Mastercard- oder Visa-Notfallservice nutzen und sich eine Notfallkarte an eine Bank in der Nähe der Urlaubsadresse senden oder sich auch dort gleich Geld auszahlen lassen.

 

Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, dass ihr euch von Freunden oder Verwandten mit dem Überweisungsservice Western Union Geld senden lasst. Dort fallen Gebühren für den Überweisenden, also eure Freunde oder Verwandte, an. Je nachdem, wo ihr seid, können das zwischen 4,90 Euro beispielsweise bei einem Spanien-Urlaub oder 5,90 Euro bei einer USA-Reise sein.

 

Da sich die Möglichkeiten, im Ausland an Bargeld zu kommen, von Bank zu Bank unterscheiden, solltet ihr vor der Reise eure Bank fragen, wie ihr im Ausnahmefall im Urlaub wieder zahlungsfähig werdet. Das gilt besonders bei Aufenthalten außerhalb Europas.

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Nur die Kreditkarte ist weg: Wie weit komme ich mit der Girocard?

Mit vielen Kreditkarten könnt ihr in der Eurozone ebenso kostenlos im Laden bezahlen oder Geld abheben wie zu Hause – mit einigen Kreditkarten ist das sogar weltweit möglich. Doch auch die Girocard ist im Ausland nicht nutzlos. Möglich macht das das sogenannte Co-Branding eines internationalen Debit-Systems wie zum Beispiel Maestro oder V Pay. Wer sichergehen will, fragt vorab bei seiner Bank nach, ob seine Karte auch für das Ausland geeignet ist.

 

Im Urlaubsland könnt ihr euch an Geldautomaten sowie beim Bezahlen an der Ladenkasse an den dort aufgeführten Logos orientieren. Seht ihr ein Logo, das auch auf eurer Karte ist – also V Pay oder Maestro –, könnt ihr in der Regel Bargeld abheben oder mit Karte bezahlen. Die Höhe der Gebühren seht ihr im Preis- und Leistungsverzeichnis eurer Bank.

 

Grundsätzlich solltet ihr darauf achten, dass eure Karte nicht vom sogenannten Geoblocking betroffen ist. Manche Institute sperren Karten für bestimmte Länder, sodass im Ausland nicht gezahlt werden kann. Informiert euch entweder auf der Webseite eurer Bank oder Sparkasse oder ruft einen Bankberater an. Falls euer Reiseziel davon betroffen ist, könnt ihr die Sperre für die Dauer der Reise aufheben lassen.

 

Allerdings hoffe ich, dass ihr diese Ratschläge nie brauchen werdet. Falls ihr beklaut wurdet, solltet ihr übrigens nicht nur eure Karte sperren, sondern den Diebstahl auch bei der örtlichen Polizei anzeigen.

 

Wart ihr schon mal in der Situation, dass eure Karte weg war oder ihr eure Karte nicht mehr nutzen konntet? Und falls ja, was habt ihr getan?

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