Zuletzt überarbeitet am 19. Mai 2020 von Franzi

Es gibt da dieses eine Wort, das in mir derartige Aggressionen auslöst, dass ich als friedliebender Mensch beinahe selbst vor mir erschrecke. Ein Wort, das in der deutschen Reisebloggerszene leider so oft vorkommt, wie kaum ein anderes in der deutschen Sprache. Ein Wort, das mich sofort dazu verleitet, den Verfasser aus sämtlichen Social-Media-Kanälen und Feeds zu katapultieren. Das Wort lautet Hamsterrad. Und ich hasse, hasse, hasse es!


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Was hat das Hamsterrad verbrochen?

Ich habe lange überlegt, warum mich das Hamsterrad schon so viele Nerven gekostet hat. Denn dass es tatsächlich existiert, möchte ich gar nicht bestreiten. Viele Menschen arbeiten sich Tag für Tag halb zu Tode, nur um irgendwann von Burnout, Krankheit oder ganz einfach ihrem Alter zurück in die Realität katapultiert zu werden. Und wenn sie dann zurückblicken, fällt ihnen bestimmt so einiges ein, was sie in ihrem Leben verpasst haben. Zum Beispiel Momente mit der Familie, die sie nicht miterleben konnten, weil sie zu beschäftigt waren, der nächsten Beförderung hinterherzujagen. Oder die vielen Reisen, die nun nur noch eingeschränkt möglich sind. Vielleicht auch der gesunde Lifestyle, den sie eigentlich gerne geführt hätten oder das Buch, das sie schon immer schreiben wollten.

Was mich viel mehr ärgert, ist die inflationäre Verwendung des Hamsterrades – um das eigene Leben als besser, einzigartiger und erstrebenswerter darzustellen, als das der vielen kleinen Arbeitsbienen, die in ihren Nine-to-Five-Jobs 40 Stunden pro Woche an ihrem Schreibtisch sitzen. Mich ärgert die Arroganz, die in den typischen „In zehn Schritten raus aus dem Hamsterrad“-Artikeln steckt. Denn hier wird die Situation der arbeitenden Bevölkerung als unerträglich dargestellt. So, als müsste sie umgehend radikal geändert werden.

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Hamsterrad: Aussicht vom Seoul Tower

Freigeist vs. Hamsterrad: Warum diese Trennung Blödsinn ist

Erst letzte Woche traf ich mich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen zum Frühstück. Als wir uns kennenlernten, war er Single. Er war unabhängig und planlos – aber glücklich. Nun ist er verheiratet und hat drei wunderbare Kinder. Er ist gebunden und gestresst – aber glücklich. Auf meine Frage, ob er seine Entscheidung jemals bereut hätte, antwortete er ohne eine Millisekunde zu zögern mit einem klaren „Nein“.

Früher konnte er reisen und um die Häuser ziehen, ohne irgendjemandem Rechenschaft abzulegen. Heute ist er vom Gehalt abhängig, das Monat für Monat auf seinem Konto eintrudelt – denn seine Kinder möchten Essen, Spielzeug, Kleidung und auf Klassenfahrt. Er ist von seiner Wohnung abhängig – denn entgegen aller romantischen Vorstellungen finden es Kinder irgendwann nicht mehr cool, in einem Wohnmobil durch die Weltgeschichte gekarrt zu werden. Er ist von der Sicherheit abhängig, die ihm das so genannte Hamsterrad bietet – denn genau die lässt ihn nachts ruhig schlafen und abends mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu seiner Familie nach Hause kommen.

Ich selbst bin das genaue Gegenteil. Ich war schon immer unglaublich freiheitsliebend, opportunistisch, fernwehgeplagt und in einem gewissen Rahmen vielleicht auch egoistisch. Denn ich bin (noch) nicht bereit, meine Freiheit für einen festen Job, Kinder und eine Familie aufzugeben. Noch nicht einmal teilweise. Ich bin das, was man gerne als „aus dem Hamsterrad ausgebrochen“ bezeichnet. Aber fühle ich mich deshalb in irgendeiner Weise überlegen? Mit Sicherheit nicht.

Hamsterrad: Rainbow Beach in Australien

Leben und leben lassen – ist das wirklich so schwer?

Und das ist es auch, was mich am Hamsterrad so sehr stört. Die Menschen, die mit diesem Wort so inflationär um sich werfen, bezeichnen sich gerne als digitale-unabhängige-analoge-vegane-yoga-zen-whatever-Nomaden. Aber um wirklich glaubhaft zu wirken, fehlt vielen von ihnen in meinen Augen eine entscheidende Eigenschaft: Toleranz.

Toleranz dafür, dass es nicht für jeden Menschen erstrebenswert ist, mit dem Rucksack um die Welt zu reisen. Toleranz dafür, dass der ein oder andere ein Reihenhaus in der Vorstadt dem Zehn-Bett-Dorm in Südostasien vorzieht. Und Toleranz dafür, dass Menschen bereit sind, aus Liebe zu Familie, Freunden, Heimat oder (man soll’s kaum glauben) dem Job ein Stück ihrer Freiheit abzugeben.

Für viele Hamsterrad-rufende Kollegen mag es undenkbar sein, dass ein Mensch in seinem Nine-to-Five-Job vollkommen aufgeht. Dass er freiwillig Überstunden leistet, weil ihn das aktuelle Projekt so sehr begeistert, dass er es unbedingt erfolgreich über die Bühne bringen möchte. Dass für ihn Karriere, die Familie oder auch die Kombination aus beidem ein so spannendes Abenteuer ist, dass er beim Gedanken an Weltreisen, Himalaya-Trekking und Yoga-Camps in Indien nur müde lächeln kann.

Hamsterrad: Dominikanische Republik Blick auf die Halbinsel Samana

Fazit: Mach dein Leben niemals kleiner, als es ist

Mit diesem Artikel möchte ich deshalb an euch appellieren, ganz einfach das zu tun, was euch glücklich macht. Ein festes Einkommen ist euch nicht so wichtig und ihr möchtet lieber etwas von der Welt sehen? Dann kündigt euren Job, schnappt euch einen Rucksack und steigt in den nächsten Flieger. Ihr geht gerne ins Büro, mögt die Routine und legt viel Wert auf Familie und Sicherheit? Dann genießt euren Alltag zu Hause – denn hier gibt es garantiert genauso viel zu erleben. Lasst euch nicht einreden, dass euer zweiwöchiger Familienurlaub in Italien weniger Wert ist als die sechswöchige Backpacking-Tour durch Thailand. Denn schließlich kommt es auf die Menschen an, mit denen man die Zeit verbringt und darauf, wie bewusst man jeden Moment erlebt.

Stellt also nicht euer ganzes Leben in Frage, wenn mal wieder ein Blogger oder Redakteur über den Ausbruch aus dem Hamsterrad schwadroniert. Denn auch wenn ihr mit eurem Leben mal unzufrieden seid, ist es nicht immer und schon gar nicht für jeden die richtige Lösung, direkt alles über den Haufen zu werfen. Und um den ganzen Artikel in einem Satz zusammenzufassen: Macht euer Leben niemals kleiner, als es ist!

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Hamsterrad: Rainbow Beach in Queensland, Australien