Zuletzt überarbeitet am 12. Mai 2020 von Franzi
Trekking in Australien, Surfen in der Karibik oder Tauchen auf den Malediven – für die Möglichkeiten, die die Fliegerei uns bietet, bin ich unglaublich dankbar. Nach der abgestürzten MH17 und dem Raketeneinschlag in der Nähe des Flughafens von Tel Aviv fragen sich aber immer mehr Passagiere zurecht, ob man überhaupt noch ohne Angst in ein Flugzeug steigen kann. Ist Fliegen noch sicher? Müssen wir wirklich Angst vor weiteren Flugzeugunglücken haben oder ist Fliegen noch sicher? Was kann uns im schlimmsten Fall passieren und warum bleiben die Airlines nicht einfach auf sicheren Flugrouten? Ich habe mal ein bisschen recherchiert und möchte euch in diesem Artikel die wichtigsten Fragen beantworten.
Inhalt
Welche Flugzonen werden aktuell als gefährlich eingestuft?
Grundsätzlich gibt es nur wenige Länder, die als „hochriskant“ eingestuft werden. Dazu gehören beispielsweise Afghanistan, der Iran, Syrien, Mali oder Kenia. Zwar ist der Luftraum über diesen Gebieten für den Personenverkehr geöffnet – die Fluggesellschaften vermeiden sie aber nach Möglichkeit.
Am höchsten ist das Risiko im Luftraum über dem Irak und Somalia: Es gilt als untragbar, sodass das Gebiet für Passagierflugzeuge tabu ist. Die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA untersagt amerikanischen Fluggesellschaften außerdem Routen über Lybien, Äthiopien, Nordkorea und seit April auch über die Krim. Der Luftraum über den von den Rebellen besetzten Gebieten in der Ukraine ist seit dem Absturz von MH17 ebenfalls gesperrt – das gilt für alle Airlines weltweit.
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Warum werden Krisengebiete nicht grundsätzlich umflogen?
Die Antwort auf diese Frage könnt ihr euch bestimmt schon denken: Wie so oft im Leben geht es auch hier ums Geld. Haben wir den Absturz von MH17 also der Profitgier der Fluggesellschaften zu verdanken? So simpel kann man das natürlich nicht betrachten – denn hinterher ist man immer schlauer.

Ist Fliegen noch sicher? Flugzeuge auf dem Rollfeld
Sowohl für die Airlines als auch für die meisten Passagiere war es vor dem vermeintlichen Abschuss einfach undenkbar, dass eine solche Situation tatsächlich eintreten könnte. Obwohl in der Ostukraine schon seit längerem Krieg herrscht, wurde das Gebiet täglich von Passagierflugzeugen überflogen.
Der Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ zufolge galt die Route als unbedenklich, da es in dieser Gegend nach damaligem Wissensstand keine Waffen gab, die die Flughöhe eines Passagierflugzeugs erreichen konnten.
Trotzdem können die Fluggesellschaften nicht zu hundert Prozent aus der Verantwortung entlassen werden – denn bereits ein paar Tage vor dem Unglück war ein militärisches Transportflugzeug in 6.000 Metern Flughöhe in der Ukraine abgeschlossen worden.
Aus diesem Grund entschieden sich bereits vor dem Absturz von MH17 ein paar Airlines, die Ukraine zu umfliegen. Das Problem an der Sache: Die Ukraine liegt im Norden, Somalia im Süden, Afghanistan im Osten und Lybien im Westen – der Flugraum wird also richtig knapp.
Wer entscheidet in Europa über die Sperrung von Flugrouten?
Grundsätzlich dürfen die europäischen Fluggesellschaften ihre Flugrouten selbst wählen. Dabei gibt die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) aber regelmäßig Empfehlungen ab. Zusammen mit dem Luftfahrt-Bundesamt (LBA) erstellen auch die nationalen Behörden (in Deutschland beispielsweise das Auswärtige Amt) Risikoanalysen. In Deutschland kann die Bundesregierung das LBA auch anweisen, bestimmte Routen oder Lufträume für alle deutschen Fluggesellschaften zu verbieten.
Wie können Passagiermaschinen abgeschossen werden?
Als besonders gefährlich werden aktuell „Manpads“ eingestuft, die unter Milizen und Rebellen verbreitet sind. Dabei handelt es sich um Raketen, die von der Schulter aus abgefeuert werden und die Ziele in bis zu 4.500 Metern Höhe treffen können. Manpads stellen aber nur beim Start und bei der Landung eine Gefahr für Flugzeuge dar, denn die Flughöhe liegt bei großen Passagiermaschinen bei rund 10.000 Metern.
Fliegt eine Passagiermaschine auf regulärer Flughöhe, kann sie beispielsweise mit radargeleiteten Boden-Luft-Raketen abgeschlossen werden. Diese ausgefeilten Waffen können auch Flugzeuge in 10.000 Metern Höhe fixieren und treffen.
Im Normalfall befinden sich derartige Raketen allerdings nur im Besitz von staatlichen Armeen – weltweit gibt es nur etwa 50 bis 60 davon. Dass auch Warlords im großen Stil über die gefährlichen Waffen verfügen, galt bisher als unwahrscheinlich. Seit dem Abschuss von MH17 sind sich Experten allerdings nicht mehr ganz so sicher.
Ist Fliegen noch sicher oder müssen wir Angst haben?
Die Firma iJet, die Fluggesellschaften in puncto Sicherheit berät, zählt weltweit aktuell 41 „kinetische Konflikte“. Hinter diesem Begriff verbergen sich kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen verfeindete Parteien mit Waffen aufeinander schießen. Ein Großteil der Kriegsparteien seien nicht im Besitz von modernen Flugabwehrraketen, sagte iJet-Chef Bruce McIndoe gegenüber dem „Wall Street Journal“. Dennoch habe sich die Sicherheitslage massiv verändert, gab er zu bedenken.
Als besondere Bedrohung werden derzeit die vielen tausend Soldaten gesehen, die in Syrien zu den Rebellen übergelaufen sind. Denn dabei handelt es sich zum Teil um Experten, die auch komplexe Flugabwehrsysteme bedienen können.
Auch die Terrorgruppe IS im Irak, die schon komplette Waffenlager erobert hat, bereitet Sicherheitsexperten weltweit schlaflose Nächte. Dann gibt es da noch die mobilen Flugabwehrsysteme aus den Beständen des ehemaligen lybischen Diktators Muammar al Gaddafi, die sich Warlords in der Sahelzone unter den Nagel gerissen haben sollen.
Kann ich einen Flug über ein Kriegsgebiet stornieren?
Wenn ihr auf keinen Fall Kriegsgebiete oder riskante Regionen überfliegen möchtet, müsst ihr schon bei der Buchung darauf achten. Denn juristisch gesehen reicht die Angst vor einer möglichen Katastrophe nicht aus, um kostenlos eine Umbuchung oder Stornierung vornehmen zu können. So gelten beispielsweise auch Ägypten, Afghanistan oder Israel als Krisengebiete – Zwischenfälle im Luftverkehr gab es in diesen Regionen allerdings schon seit Jahren nicht mehr.
Einzige Ausnahme: Die Fluggesellschaft ignoriert aus Kostengründen eine konkrete Bedrohung. Aktuell würdet ihr beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit vor Gericht Recht bekommen, wenn die Airline weiterhin darauf besteht, über die Ukraine zu fliegen.
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Ich muss sagen, ich habe mittlerweile ein mulmiges Gefühl, wenn ich in den Flieger steige. Bald geht`s nach Dubai – ich freue mich auf die Reise, auf den Flug allerdings weniger.