Zuletzt überarbeitet am 19. Juli 2023 von Franzi

Ihr Lieben, ich möchte über meine Kindheit sprechen. Aber keine Angst, es folgt jetzt keine Analyse à la Sigmund Freud. Trotzdem beschäftigt mich ein Thema wahnsinnig, seitdem mich eine gute Freundin aus der Schulzeit darauf angesprochen hat. Wir gingen gerade an der Isar spazieren, als sie mich plötzlich fragte: „Sag mal, wie hat sich das mit deinem Blog eigentlich entwickelt? Du warst doch damals beim Schulsport auch grottenschlecht.“


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Wie es sich anfühlt, ein unsportliches Kind zu sein

„Überhaupt nicht sportlich“ war in diesem Zusammenhang die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich war erbärmlich. Grauenhaft. Lächerlich. Gruselig. So unerträglich schlecht, dass sich meine ehemaligen Sportlehrer wohl noch heute Geschichten über mich erzählen. „Weißt du noch damals, als sie wieder vom Stufenbarren geknallt ist?“. „Haha ja und damals, als sie den Volleyball an den Kopf bekommen hat und K.O. gegangen ist?“. Nur so am Rande: Ich habe bis heute eine Ball-Phobie.

Meine sportlichen Leser werden jetzt aus allen Wolken fallen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich tatsächlich „eine von denen“ war. Ein unsportliches Kind – ungeschickt und untalentiert in jeder Hinsicht. Vor jedem Schulsport fühlte ich mich wie ein Lamm, das zum Schlachter geführt wird. Und wenn es nach eineinhalb grauenhaften Stunden endlich vorbei war, hätte ich heulen können vor Glück.

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Schulsport: Reit im Winkl See

Jeden Tag ein Brüller: Die kleinen Demütigungen des Alltags

Dabei war ich noch nicht einmal körperlich „eingeschränkt“, wie so manches übergewichtige Kind in meiner Klasse. Da gab es zum Beispiel dieses sehr dicke Mädchen, das die Sportstunden wohl als noch zermürbender empfunden haben muss als ich. Denn im Gegensatz zu mir gab sie sogar ihr Bestes im Schulsport – scheiterte aufgrund ihres Gewichts aber trotzdem an jeder noch so einfachen Aufgabe.

Ich erinnere mich noch gut an folgende Situation: Vor dem Turnen auf dem Stufenbarren sollten wir eine Vertrauensübung machen, da wir uns ja gegenseitig Hilfestellung geben mussten. Also sollte sich jedes Mädchen der Reihe nach rückwärts von einem Kasten (diese richtig hohe Dinger!) fallen lassen. Aufgefangen wurde es von allen anderen, die sich rechts und links positionierten und die Arme nach vorne ausstreckten. Das klappte auch alles ganz gut.

Nur bei unserer übergewichtigen Mitschülerin kam es, wie es kommen musste: 15 Kinder sahen einen riesigen Berg Mensch, der sich in rasendem Tempo auf sie zubewegte – und zogen instinktiv die Arme ein kleines bisschen zurück. Unsere Mitschülerin klatschte mit einem lauten Knall auf den Boden. Dass sie sich dabei nicht die Wirbelsäule gebrochen hat, war wohl nur der dünnen Matte zu verdanken, die unsere Sportlehrerin geistesgegenwärtig noch kurz vorher ausgerollt hatte. Letztere kam dann direkt auch entsetzt angerannt und schrie in Panik: „Hast du dir wehgetan? Geht’s dir gut?“. „Alles O.K.“, krächzte unsere Mitschülerin mit letzter Kraft. Ich bin mir sicher, dass sie in diesem Moment alles andere als O.K. war und vermutlich die Schmerzen ihres Lebens erleiden musste. Trotzdem versuchte sie, die Sache runterzuspielen, um dieser Demütigung endlich ein Ende zu bereiten.

Ab der siebten Klasse stand ich mit meiner Abneigung zum Glück nicht mehr ganz alleine dar. Unter den Mädels galt es plötzlich als „cool“, den Schulsport scheiße zu finden und sich möglichst oft und möglichst erfolgreich davor zu drücken. Mir fiel zu dieser Zeit ein Stein vom Herzen. Denn endlich konnte ich zumindest so tun, als hätten meine miesen Leistungen mehr mit meiner Egal-Attitüde als mit meiner unglaublichen Unsportlichkeit zu tun.

Schulsport: E-Bike Tour in Reit im Winkl im Chiemgau, Bayern

Bundesjugendspiele abschaffen: Deshalb habe ich unterschrieben

Dass ich das Schulsport-Trauma bis heute nicht überwunden habe, wurde mir schlagartig bewusst, als eine Mutter aus Konstanz vor Kurzem eine Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele startete. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, unterschrieb ich das Ding. Die nächsten drei Stunden verbrachte ich dann damit, mir sämtliche Kommentare unter sämtlichen Artikeln zum Thema durchzulesen. Hier gab es ganz klar zwei Lager: Meine Leidensgenossen, die den Sportunterricht als ähnlich traumatisch erlebt haben und ihre Kinder vor derartigen Demütigungen bewahren wollten. Und die glühenden Verfechter einer jahrelangen Tradition, die ihrer Meinung nach die Lust auf Sport bei deutschen Schülern fördern soll.

Der am häufigsten genannte Kritikpunkt der aufgebrachten Eltern: „Mein Kind soll lernen, dass man im Leben nicht immer gewinnen kann.“ bzw. „Mein Kind soll lernen, dass man sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen.“. Dabei wollte ich doch damals überhaupt nichts gewinnen und auch nichts erreichen. Und ihre Siegerurkunde hätten sich meine Sportlehrer gerne dahin stecken können, wo die Sonne nicht scheint. Das einzige was ich wollte, war dieses Martyrium irgendwie zu umgehen.

Schulsport: Fabletics Outfit

Terror auf dem Sportplatz: Das macht so Spaß hier

Denn ganz ehrlich: Wer kann denn ernsthaft glauben, dass unsportliche Kinder Lust auf Bewegung bekommen, wenn sie bei 35 Grad im Schatten unter den hämischen Blicken ihrer Mitschüler über den Sportplatz gescheucht werden? Ich habe jedenfalls jede Art von Schulsport verflucht, während ich Bälle in die falsche Richtung warf, mit dem Kopf voraus im Sandkasten landete und mir beim Hochsprung den Rücken verrenkte.

Obwohl ich immer ein halbwegs anständiges Kind war, begann ich ab der achten Klasse, die Unterschrift meiner Mutter zu fälschen (Mama, falls du das liest: Besser ein paar gefälschte Unterschriften, als eine Serienkillerin zur Tochter). Natürlich bin ich darauf nicht stolz, aber die so gewonnene Lebensqualität war mir diese kleine moralische Verfehlung auf jeden Fall wert.

Braucht der Schulsport eine Generalüberholung?

Deshalb würde ich heute gerne die Frage in den Raum stellen: Ist es wirklich nötig, die Sportlichkeit eines Kindes mit Noten zu bewerten? Natürlich könnte man jetzt so argumentieren, dass ja auch nicht jedes Kind fit in Mathe, Deutsch oder Sprachen ist. Aber sollte Sportunterricht nicht doch irgendwo eine Sonderstellung haben?

Wäre es nicht viel wichtiger, Kinder zum Sport zu animieren und zu begeistern, anstatt sie mit Noten unter Druck zu setzen und eisern ein starres Programm durchzuziehen? Angesichts des steigenden Übergewichts bei jungen Menschen finde ich es wirklich bedenklich, wenn Kinder Bewegung mit negativen Gedanken assoziieren. Denn bei mir hat es wirklich Jahre gedauert, bis ich den Spaß am Sport für mich entdeckt habe. Und wer weiß, in welche Richtung mein Leben verlaufen wäre, wenn ich mich nicht irgendwann dazu überwunden hätte, den ein oder anderen Sport auszuprobieren?

Schulsport: Surferin küsst Surfboard

Fazit: Was ich gerne besser machen würde

Vielleicht wäre es zumindest ein Anfang, nicht ALLE Sportarten zu benoten, sondern zum Beispiel nur eine pro Halbjahr? Auf diese Weise könnten die talentierten Schüler weiterhin belohnt und gefördert werden. Gleichzeitig hätten aber auch die „Unsportlichen“ die Möglichkeit, das ein oder andere versteckte Talent ohne Druck und Angst vor schlechten Noten zu entdecken. Und warum gibt es im Sport eigentlich keine Mitarbeitsnoten, wie in allen anderen Fächern auch?

Ich bin jedenfalls der Meinung, dass der Schulsport dringend eine Generalüberholung braucht. Denn wenn den Kindern weiterhin jeder Spaß an Bewegung genommen wird, werden sie nie freiwillig ihre Playstation stehenlassen und stattdessen eine Runde mit dem Fahrrad drehen. Und wenn ich mir einige Kinder in meiner Heimatstadt so anschaue, haben sie das wirklich dringend nötig.

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