Zuletzt überarbeitet am 3. Juni 2020 von Franzi

„Du solltest wirklich mal deine Vorstellungen von einer Beziehung überdenken.“ Ein wirklich abscheulicher Satz, den mir meine Ex-Affäre vor kurzem um die Ohren gehauen hat. Mein erster Reflex war, den Mann mit einer Holzlatte zu erschlagen, und ihn dann eine halbe Stunde lang im Fluss zu ertränken – so wie es die Philippiner mit ihren überdimensionalen Ratten machen. Eigentlich ist der Vergleich gar nicht so weit hergeholt. Aber weil ich mir vor langer Zeit vorgenommen habe, ein bisschen vernünftiger zu werden, denke ich meinetwegen ein paar Minuten darüber nach.


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Wenn Unabhängigkeit in Egoismus umschlägt

Warum das ausgerechnet hier und jetzt sein muss, kann ich euch ehrlich gesagt gar nicht sagen. Es ist spät, ich bin müde und ich befinde mich seit drei Tagen auf einer Israel-Pressereise, die einfach kein Ende nehmen will. Jerusalem ist wunderschön, aber dieses ganze Bloggergedöns laugt mich aus. Hardcore-Sightseeing, Tourbus-Feeling und ein Lärmpegel, der immer nur dann 130 Dezibel unterschreitet, wenn unerwartet eine WLAN-Quelle ausfindig gemacht wurde.

Eigentlich sollte ich die Zeit mit meinen Bloggerkollegen genießen. Stattdessen sitze ich in meinem 5-Sterne-Hotelzimmer, fresse eine Tonne Schokolade und bemitleide mich selbst. Als ich vor gefühlt hundert Jahren meinen gemütlichen Konzernschreibtisch verlassen habe, wollte ich unbedingt ein unabhängiger Mensch werden. Und unabhängig macht das Reisen wirklich – allerdings oft mehr, als einem lieb ist. Denn wenn die Unabhängigkeit in Egoismus umschlägt, fängt es an, gefährlich zu werden.

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Schon beneidenswert, so ein geiles Bloggerleben

Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, in der mir alles irgendwie genug war: Mein Job, meine Wohnung, mein Privatleben und mein soziales Umfeld. Aber dieses Gefühl des Zufriedenseins gehört schon lange der Vergangenheit an. Inzwischen kommt es mir vor, als hätte ich jedes Maß verloren. Alles muss immer besser, schneller und voller Superlative sein. Ich habe weder mit mir selbst Geduld, noch mit meinem Umfeld, noch mit irgendeinem anderen Menschen auf der Welt. Mittlerweile möchte ich schon Fußgänger vor den Bus schubsen, die vor mir auf dem Gehweg zu langsam laufen.

Am Anfang war da nur dieses Bedürfnis, möglichst viel von unserem wunderschönen Planeten zu sehen. Inzwischen gibt es kaum noch ein Reiseziel, das nicht auf meiner Löffelliste steht. Kaum noch einen Trip, der mir zu weit, zu teuer oder zu umständlich erscheint. Und kaum noch eine verrückte Idee, die nicht so lange hartnäckig in meinem Kopf rattert, bis sie endlich umgesetzt wird. Ich nutze alle Möglichkeiten, die meine beiden großartigen Jobs mit sich bringen, und sollte mich jeden Morgen strahlend vor Dankbarkeit ins Leben stürzen. Stattdessen fühle ich mich wie eine Getriebene, die einfach nie so wirklich zur Ruhe kommt.

Von großen Liebesgeschichten und grünem Gartenzaun-Neid

Es gibt da dieses Mädchen, das in der sechsten Klasse für lange Zeit meine Banknachbarin war. Wir beide haben uns in so unterschiedliche Richtungen entwickelt, dass ich es oft selbst kaum fassen kann. Die Liebe ihres Lebens lernte sie mit süßen 14 Jahren kennen. Heute sind die beiden verheiratet, arbeiten in einer Bank und haben in einem kleinen Dorf das Nachbarhaus ihrer Eltern gekauft. Einmal im Jahr fliegen sie nach Mallorca, da gefällt es ihnen gut. Nur einmal sind sie auf die Malediven geflogen, denn die Hochzeitsreise sollte etwas Besonderes sein. Da hat es ihnen nicht gefallen – zu viele Moskitos und keine Bundesliga.

Ich würde sie gerne belächeln und selbstgerecht auf ihr Leben herabschauen, das nicht weit über ihren weiß gestrichenen Gartenzaun hinausragt. Stattdessen erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich sie glühend heiß beneide um das, was sie haben. Wenn ich sie treffe oder ihre Fotos sehe, lächeln sie zufrieden und strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Ich dagegen werde meistens mit Komplimenten wie: „Geht’s dir gut?“, „Hast du es eilig?“ oder „Du siehst irgendwie gestresst aus.“ empfangen.

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Was passiert, wenn morgen plötzlich wieder gestern ist?

Ich mag keine Katzen und der einzige Grund dafür ist, dass ich Angst habe, eine Katzenlady zu werden. Ich habe Angst, dass dieses ganze Kartenhaus aus Bloggen, Freelancen, Fliegen und „Dann verkaufe ich eben ein bisschen Zeug bei Ebay“ irgendwann über mir zusammenbricht. Denn ich habe kein Eigenheim, keinen Gartenzaun und keine Bank, in der ich arbeiten kann. Ich habe kein Auto, keinen Bausparvertrag und am allerwenigsten habe ich einen Mann, der es auf Dauer mit mir aushält.

Denn ich neige nicht nur dazu, unrealistische Erwartungen an mich selbst zu stellen – ich stelle sie auch an Männer. Ich will immer alles jetzt, sofort und zu hundert Prozent. Ich bin einnehmend, hysterisch, eifersüchtig und vielleicht auch ein kleines bisschen durchgeknallt. Wie die Dementoren aus den Harry Potter-Romanen sauge ich jedem neuen Mann innerhalb kürzester Zeit sämtliche Energie aus dem Körper. Und wenn er am Ende völlig kraftlos in den Seilen hängt? Dann drehe ich mich um und gehe, weil ich mir einrede, dass das Ganze sowieso keinen Sinn macht.

Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn es irgendwann vorbei ist mit dem Reisen. Wenn das Lotterleben nicht mehr weitergeht und ich aus welchen Gründen auch immer zurück in die Realität katapultiert werde. Werde ich wie Eleonor Abernathy schnaubend vor Wut durch München laufen und wildfremde Menschen mit Katzen bewerfen? Was, wenn mich irgendwann die Torschlusspanik packt, und ich mit einem Mann vor dem Altar lande, den ich in meiner jetzigen Situation nicht einmal mit dem Arsch anschauen würde?

Gott sei Dank gibt es für jede Lösung ein Problem

Und wie so oft fällt mir für all meine First-World-Problems mal wieder nur eine Lösung ein: Ich packe meinen Rucksack und verschwinde. Es geht nach Südafrika diesmal. Open End. Vielleicht für einen Monat. Vielleicht forever-ever? Ich weiß es nicht und aktuell will ich es auch gar nicht wissen. Ich hoffe nur, dass aus diesem ständigen Suchen vielleicht irgendwann ein Finden wird. Oder ein Ankommen, das wäre schön. Es geht schon bald los und ich bin wahnsinnig aufgeregt. Vielleicht ist Südafrika genau das, was in meinem Kopf so lange gerattert hat. Und an den Typen, der diesen Artikel angestoßen hat: Du hast vielleicht Recht, aber ein Depp bist du trotzdem.

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