Zuletzt überarbeitet am 19. Mai 2020 von Franzi

Es ist nicht leicht, Seoul zu sein. Als Betonwüste verunglimpft, als langweilig, seelenlos und trist. Als kleines Lämpchen, das im strahlenden Scheinwerferlicht von Tokio, Shanghai und Hongkong gnadenlos untergeht. All diese Vorurteile hatte ich im Gepäck, als ich Anfang Mai in die Mega-Metropole flog und in meiner freien Zeit natürlich auch Seoul Sightseeing auf dem Programm stand. Und um ein Haar hätten sie mich um die vielen schönen Erinnerungen gebracht, die ich aus der südkoreanischen Hauptstadt mitbringen durfte.


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Seoul und ich: Keine Liebe auf den ersten Blick

Der erste Eindruck von Seoul ist eigenartig. Der Flughafen liegt am Wasser, aber von einer schönen Küstenlandschaft ist weit und breit nichts zu sehen. Viel mehr hast du das Gefühl, an einem verregneten Tag bei Ebbe an der Nordsee zu stehen. Und auch wenn du weiter in die Riesenstadt hineinfährst, ändert sich der erste Eindruck nicht. Die Straßen sind grau und merkwürdig verbaut – Farbkleckse gibt es nur ganz wenige. Wirklich asiatisch sieht es eigentlich nicht aus. Allerdings auch nicht westlich. Die Stadt erinnert ein wenig an eine heruntergekommene Gegend mit jeder Menge Plattenbau in Osteuropa.

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Aussicht vom Seoul Tower

Ziemlich grau: Ausblick über die Stadt vom Seoul Tower

… aber vielleicht auf den zweiten?

Dafür sind die Koreaner nett. Sehr sogar. Und anders als in Japan sind hier sogar Gefühle erlaubt – Gestik und Mimik auch. Überall lautes Lachen, Händchenhalten  in der U-Bahn und Smalltalk an jeder Ecke. Die Menschen sind offen und neugierig. Sie wollen wissen, woher du kommst, was dich nach Korea verschlägt und wie du so lebst. Dass du möglicherweise alleine reist, können sie nicht verstehen. Sie reisen im Kollektiv, das war nie anders. Manchmal denken sie deshalb, dass du unglaublich einsam sein musst und laden dich ein, Zeit mit ihnen zu verbringen.

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Shopping auf dem Namdaemun Markt in Seoul

Richtig gut shoppen könnt ihr auf dem Namdaemun Markt in der Innenstadt

Jamsil Hangang Park: Die grüne Seele von Seoul

Ich will raus aus der Betonwüste und besorge mir einen Stadtplan für ein bisschen Seoul Sightseeing. Am grünsten sieht der Stadtteil Jamsil aus, also nichts wie hin. Am U-Bahn-System von Seoul könnte sich ganz Europa ein Beispiel nehmen. Es ist logisch, übersichtlich und mehrsprachig. Ich finde mich direkt zurecht und komme nach einer Dreiviertelstunde Fahrt (jap, Seoul ist riesig) mit der Linie 2 (Jamsil Station) an der Sincheon Station (Ausgang 6 oder 7 benutzen) an.

Als ich den Jamsil Hangang Park betrete, entdecke ich eine neue Welt. Hier tobt das Leben. Die Einheimischen campen, reden, lachen, essen und trinken. Am Hangang River halten sie ihre Füße ins Wasser, angeln und düsen mit Inlineskates oder dem Rennrad am Wasser entlang. Es gibt ein Freibad und Basketballplätze, eine Wasserskianlage und Helikoptertouren. Sogar Wind- und Kitesurfen kann man hier. Die Südkoreaner lächeln mich an, wollen Fotos schießen und bieten mir immer wieder an, mich zu ihnen zu setzen. Das Bild von der seelenlosen Stadt bröckelt weiter.

Jamsil Hangang Park in Seoul, Südkorea

Der Jamsil Hangang Park: Hier verbringen die Einheimischen ihre Wochenenden

Sonnenuntergang im Namsil Hangang Park, Hangang River, Seoul

Der Hangang River: Vom Pier aus starten die Fähren

Seoul Sightseeing: Da geht noch mehr

Ihre Lebensfreude steckt mich an. Ich will noch mehr entdecken und mache mich auf den Weg zum nahegelegenen Seokchon Lake Park (Jamsil Station, dann 10 Minuten zu Fuß). Ein romantischer Ort, alles blüht und die Sonne spiegelt sich ganz wunderbar im See. Verliebte Pärchen sitzen auf den Bänken am Wasser und in den zauberhaften kleinen Pavillons. Jede Ente hat ihr eigenes Haus und man kann – wie könnte es auch anders sein – natürlich auch Ruderboot fahren.

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Seokchon Lake Park in Seoul

Der Seokchon Lake Park in Seoul: Hier blüht alles soo schön

Seokchon Lake Park in Seoul

Ordnung muss sein: Im Seokchon Lake Park hat jede Ente ihr eigenes Haus

Es gibt noch einen zweiten See, direkt gegenüber. Mittendrin liegt eine kleine, künstliche Insel: Magic Island. Der Vergnügungspark erinnert ein bisschen an den berühmten Santa Monica Pier in Los Angeles. Auch in Seoul gibt es Fahrgeschäfte, klebriges Essen und als Disneyfiguren verkleidete Animateure.

Magic Island Theme Park in Seoul

Rechts im Bild ist Magic Island – in den Park kommt ihr mit der Fähre

Im Stadtteil Jamsil könnt ihr euch übrigens auch den Sports Complex (Sports Complex Station, Ausgang 6 oder 7) und den Olympiapark (Olympic Park Station, Ausgang 3) ansehen. Hier wurden 1988 die Olympischen Spiele ausgetragen. Im Park findet ihr über 200 Skulpturen von koreanischen und ausländischen Künstlern. Außerdem gibt es schöne Wanderwege und richtig toll angelegte Gärten.

Olympiastadion im Olympiapark in Seoul

Im Olympiastadion wurden 1988 die Olympischen Spiele ausgetragen

Sogar Outdoorsportler haben Spaß in Südkorea

Und Sightseeing ist längst nicht alles, was ihr in der südkoreanischen Hauptstadt unternehmen könnt. Wusstet ihr zum Beispiel, dass jede Menge grandiose Wander- und Klettergebiete direkt an die Stadt anschließen? Besonders beliebt ist der 80 Quadratkilometer große Bukhansan Nationalpark. Informationsmaterial und Karten bekommt ihr am Parkeingang.

Die Bukhansan Mountains erreicht ihr mit dem Bus #704 (Haltestelle Bukhansanseong). Der Parkeingang liegt direkt an der Bushaltestelle. Von hier aus könnt ihr auf den höchsten Berg (Baekundae Peak, 836 Meter) im Park wandern. Der Aufstieg dauert ungefähr zwei bis drei Stunden. Das letzte Stück ist ein bisschen happig, aber gut  mit einem Stahlseil gesichert. Unterwegs könnt ihr verschiedene Tempel und das Fort Bukhansanseong besichtigen.

Wer möchte, kann in Seoul sogar Skifahren gehen. Es gibt mehrere Resorts in der Nähe der Stadt. Bears Town liegt ungefähr 35 Kilometer von Seoul entfernt. Es gibt elf Lifte (neun Sessel und zwei Schlepper) und einen gesonderten Rodelhang. Hier könnt ihr bis zwei Uhr morgens skifahren, denn die Pisten sind mit Flutlicht ausgestattet.

Aussicht vom Seoul Tower

Seht ihr die Berge am Horizont? Das Umland von Seoul ist wirklich richtig schön

Fazit: Jede Stadt hat eine Chance verdient – auch Seoul 

Eigentlich will ich mit diesem Artikel nur sagen, dass jede Stadt eine Chance verdient hat – vielleicht sogar zwei. Denn auf Reisen gibt es sie ganz oft, die Liebe auf den zweiten Blick. Und manchmal ist sie sogar besser und intensiver. Denn sie ist ein bisschen verstohlen, heimlich irgendwie. Und ihr müsst sie mit weniger Menschen teilen, sodass der Ort immer ein bisschen euch alleine gehört. Macht also nicht den gleichen Fehler wie ich und lasst euch vor eurer Reise nicht beeinflussen. Seid offen und macht euch auf die Suche nach den schönen Dingen, denn die gibt es überall. Viel Spaß beim Seoul Sightseeing!

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Tempel vor dem Seoul Tower

Der Soul Tower: Auf den Berg kommt ihr mit der Seilbahn

Tempel vor dem Seoul Tower

In Seoul findet ihr auch überall kleine und große Tempel

Liebesschlösser am Seoul Tower

Seoul Sightseeing: Der Liebesschlösser-Trend ist auch in Südkorea ausgebrochen

Jamsil Hangang Park in Seoul

Im Jamsil Hangang Park: Hier könnte ich den ganzen Tag entspannt rumsitzen

Streetart in Seoul

Streetart in Seoul – zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht

Seoul Jamsil Hangang Park Bridge

Die Jamsil Hangang Park Bridge

Windsurfen und Kitesurfen im Seoul Hangang River

Windsurfer im Hangang River – es gibt sogar eine Surfschule

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