Zuletzt überarbeitet am 19. Juli 2023 von Franzi
„Dass du auf Djerba kitesurfen kannst, bedeutet nicht, dass du es an irgendeinem anderen Ort auf der Welt auch kannst.“ Die Worte meines ersten Kitesurflehrers hallten mir noch in den Ohren, als ich in der Lagune am Playa de Sotavento gegen 25 Knoten Wind, Strömung und meine eigene Unfähigkeit ankämpfte. Kitesurfen auf Fuerteventura, die ersten Versuche.
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Inhalt
Kitesurfen auf Fuerteventura – bei René Egli
Aber von Anfang an: Ich hatte euch ja schon erzählt, dass uns René Egli zu einem Kitesurfkurs eingeladen hatte. Da mich im letzten Djerba-Urlaub das Kitefieber gepackt hatte, war ich natürlich direkt begeistert. Am dritten Tag meines ersten Surfkurses konnte ich schon ein bisschen hin- und herfahren, deshalb wurde ich direkt in den Fortgeschrittenenkurs gepackt. Auf dem Programm stand das Üben von Wasserstarts in der Lagune – so weit so gut.
Am Kitecenter von René Egli erwartete uns erstmal ein unglaubliches Gewusel. Ich glaube ich habe noch nie so viele Kites und Kitesurfer auf einem Haufen gesehen. Und jeder wusste genau, was er zu tun hatte – nur wir standen planlos in der Gegend herum. Kitesurfen auf Fuerteventura ist scheinbar sehr beliebt.
Schließlich fanden wir die Rezeption, wo uns ein Kitesurflehrer zugeteilt wurde. Wie in den meisten Kitesurfschulen kommen auch bei René Egli drei Schüler auf einen Lehrer. Mein polnischer Trainer Kuba sprach richtig gut Englisch und war die ganze Zeit über gut gelaunt und am Lachen.
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Kitesurf-Equipment aufbauen – gar nicht so einfach
Besonders lustig fand er, dass ich nach vier Monaten Kite-Pause nicht mehr in der Lage war, mein Equipment alleine aufzubauen. Ich sah nur noch Ventile, Schnüre und Schlaufen. Ohne Hilfe wäre mir mein Kite mit Sicherheit davongeflogen – oder gar nicht erst gestartet. Ich glaube mein Lehrer fragte sich, was ich eigentlich im Fortgeschrittenenkurs verloren hatte. Sein Gesichtsausdruck sprach jedenfalls Bände.
Ich konnte ihn aber beruhigen, als zumindest das Starten des Kites und das Fliegen auf Anhieb wieder richtig gut klappten. Schwieriger wurde es dagegen beim Wasserstart. Der Wind war wirklich unglaublich stark, sodass ich zuerst übervorsichtig war und nicht aus dem Wasser kam. Als ich es dann mit mehr Power versuchte, klatschte ich direkt mit dem Gesicht auf’s Wasser. Nach einigen Versuchen klappte es aber dann doch, und ich war endlich wieder am Surfen.
Wie mich Wind und Strömung an meine Grenzen brachten
Die Freude über den Erfolg hielt aber nicht lange an. Denn schon nach ein paar Sekunden merkte ich, dass ich durch die Kombination aus Strömung und Wind unheimlich schnell aus der Lagune ab- und auf eine Sandbank getrieben wurde, die den geschützten Bereich vom offenen Meer trennte. Und wer von euch selbst schon einmal kiten war weiß, dass es mit dem Zurückfahren am Anfang nicht immer so einfach klappt.
Ich konnte zwar einigermaßen in beide Richtungen fahren, allerdings nicht einmal ansatzweise meine Höhe halten. Die nächsten beiden Stunden wiederholte sich also immer wieder das gleiche Spiel: Ein paar Meter kiten – auf der Sandbank stranden – „Walk of Shame“ zurück in die Lagune – ein paar Meter kiten – und so weiter. Den anderen Kursteilnehmern ging es übrigens genauso. So fing ich zumindest nicht an, an meinem Verstand zu zweifeln. So hatte ich mir das Kitesurfen auf Fuerteventura nicht vorgestellt.
… und dann ging plötzlich überhaupt nichts mehr
Das wäre aber alles halb so schlimm gewesen, wenn nicht immer mehr Wind und Strömung aufgekommen wären. Denn irgendwann wandelte sich das Zurücklaufen in eine richtige Sisyphusarbeit: Zwei Meter gegen die Strömung laufen – ein Windstoß – drei Meter zurückgeblasen werden. Nachdem ich scheinbar endlos lange gegen das Wasser angekämpft hatte, verließ mich auch noch meine Kraft.
Ich stand also auf der Sandbank, wurde vom Wind hin- und hergeblasen, wusste nicht wohin mit meinem Kite und wurde immer weiter Richtung Meer geschleift. Ich war nur noch ein paar Millisekunden davon entfernt, das Quickrelease zu betätigen, um den Druck aus dem Schirm zu nehmen. Er hängt dann nur noch an zwei Leinen und auch die anderen sind nicht mehr gespannt. Der Kite wäre somit flugunfähig und nur noch über die Safety-Leash mit mir verbunden gewesen.
Grundsätzlich kein Problem, denn dabei geht nichts kaputt und es wird auch niemand gefährdet – das Auslösen setzt den Schirm einfach nur sanft ab. Trotzdem war ich so sehr auf Kitesurfen programmiert, dass sich alles in mir dagegen sträubte.
Nach meiner Rettung ging’s dann nochmal aufwärts
Kurz vor dem Verzweifeln tauchte endlich meine Rettung in Form meines Surflehrers Kuba auf. Natürlich wie immer mit einem Lachen im Gesicht – während mir eher zum Heulen zumute war. Im Nachhinein betrachtet waren es wohl tatsächlich nur ein paar Minuten, die ich auf der Sandbank gekämpft hatte – die kamen mir aber wie Stunden vor. Kuba nahm dann meinen Kite und brachte mich zurück zum Ausgangspunkt. Zwar war es immer noch anstrengend, gegen die Strömung anzulaufen. Aber ohne den Druck des Schirms kam ich tatsächlich wieder am anderen Ende der Lagune an.
Dort startete ich noch einen letzten Versuch, und alles klappte super. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Endorphine mein Körper in diesem Moment ausschüttete. Nach all dem Horror musste ich tatsächlich nur ein paar Sekunden über das Wasser schießen, um all die Strapazen zu vergessen.
Kitesurfen auf Fuerteventura: Warum ich weiter dran bleibe
Ein Surflehrer sagte einmal zu mir: „To enjoy sufing you`ve got to enjoy the fight as well.“ An diesem Tag habe ich gelernt, dass dasselbe auch für das Kitesurfen gilt. Außerdem ist mir klargeworden, dass mein erster Kitesurfkurs auf Djerba unter Laborbedingungen stattgefunden hat: Perfekter Wind, keine Böen oder Strömung und knietiefes Wasser in der Lagune. Am Ende der drei Kurstage dachte ich tatsächlich: „Ach, so schwer ist das doch gar nicht.“
Aber es ist eben doch schwer und genau wie beim Wellenreiten muss man erst einmal kämpfen, bevor man belohnt wird. Das Glücksgefühl, das dann kommt, ist dafür unbeschreiblich. Das gilt mit Sicherheit nicht für jeden, aber für mich wiegt es alles doppelt und dreifach wieder auf. Ich werde deshalb auf jeden Fall am Kitesurfen dranbleiben. Wenn alles klappt, geht es im Dezember direkt weiter.
Ich erlebte bei René Egli also den schlimmsten Tag meines Lebens – und den besten. Warum den schlimmsten? Weil mich schon seit Jahren kein Sport mehr so an meine Grenzen getrieben hat. Und warum den besten? Na weil mich schon seit Jahren kein Sport mehr so an meine Grenzen getrieben hat. Wie man’s eben nimmt.
Nach unserem ersten Kitesurftag verabschiedete sich der Wind von der Insel. Unser zweiter Kurs fiel damit leider ins Wasser. Stattdessen bekam ich von Kuba ein kleines SUP-Training und verbrachte den halben Tag damit, über das Meer zu paddeln. Wie SUP ein Ganzkörpertraining mit Tiefenentspannung und Glücksgefühlen verbindet, lest ihr demnächst hier.
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Vielen Dank an René Egli Fuerteventura für die Einladung zum Kitesurfen auf Fuerteventura! Mehr Informationen bekommt ihr auf der Webseite.
Hey, guter Post! Kitesurfen und SUP würde ich auch gerne lernen… Vielleicht nächsten Sommer 🙂
Gruß aus Thailand,
Tatiana // Happy Jetlagger
Danke 🙂 Ja…es ist mühsam, aber es lohnt sich. Ist SUP noch nicht in Thailand angekommen? LG aus Fuerteventura
Tolle Bilder – Kitesurfen ist auch so ein Traum von mir, den ich mir unbedingt bald erfüllen muss.
Auf jeden Fall! Es lohnt sich…ich will unbedingt bald wieder 🙂
Und wir haben uns hier schon sorgen gemacht, dass du da drüben nicht genug Training bekommst 🙂
Nein keine Sorge, nach dem Tag war ich ganz schön erledigt 🙂
Das Gefühl, das du beschreibst, kenne ich sehr gut. Genau wie Wellenreiten ist Kitesurfen am Anfang oft ein einziger Kampf. Hast du dich denn in der Zwischenzeit mal wieder aufs Wasser gewagt?