Italienische Seen: Ein Roadtrip durch Italiens Norden

Die italienischen Seen wurden schon im 18. und 19. Jahrhundert mit Pferd und Kutsche bereist. Um die atemberaubende Schönheit Norditaliens zu genießen, riskierten die damaligen Tourist:innen sogar den ein oder anderen Überfall. Doch einmal angekommen, war es die ganzen Strapazen am Ende Wert. Da sich heute nicht mehr allzu viele Banditen herumtreiben, lässt sich die Gegend am besten im Rahmen eines Roadtrips erkunden. Unser Gefährt der Wahl war ein Wohnmobil. Aber auch mit Camper oder mit dem Auto könnt ihr natürlich nichts falsch machen. 

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Oberitalienische Seen: Das müsst ihr vor eurem Roadtrip wissen

Die Norditaliener lieben ihre Seen und fahren oft für ein Wochenende von Mailand oder Turin in die Regionen. Ich würde euch aber mindestens eine Woche – besser zwei – empfehlen, um einiges zu sehen und einen entspannten Urlaub zu verbringen. 

Auf der Karte erscheinen die Entfernungen immer ziemlich gering. Die kurvenreichen Straßen, die oft direkt entlang der Seen verlaufen, können euren Norditalien Roadtrip aber ziemlich in die Länge ziehen. Das gilt besonders im Sommer, wenn auf den Straßen viel Verkehr ist und die vielen Radfahrer das Vorankommen zu einer echten Herausforderung machen. 

Wann ist die beste Zeit für einen Norditalien Roadtrip? 

Wir verlängern den Sommer jedes Jahr in Norditalien – der Trip im September ist inzwischen eine kleine Tradition geworden. Persönlich ist es mir im Juli und August nicht nur zu heiß in Italien. Auch durch die Städte schieben sich Menschenmassen, Unterkünfte sind teuer und Campingplätze oft ausgebucht.

Ich kann euch deshalb den September und – in den meisten Jahren – auch die ersten Oktoberwochen nur ans Herz legen. Hier hat es tagsüber Temperaturen um die 25 Grad und auch abends könnt ihr noch ohne Probleme draußen sitzen, um einen Aperitif oder ein leckeres Abendessen zu genießen. Aber auch die Monate Mai und Juni sind für die italienischen Seen super geeignet.

Unsere Route entlang der italienischen Seen (+ Schweiz)

Selbstverständlich könnt ihr euren Norditalien Roadtrip völlig frei gestalten. Weil unsere Reiseroute entlang der Oberitalienischen Seen für uns als Wohnmobil Anfänger aber so perfekt war, will ich sie euch nicht vorenthalten:

• 1. Stopp: Ischgl (Tirol, Österreich) – hier haben wir eine Nacht Zwischenstopp eingelegt.
• 2. Stopp: Arona am Lago Maggiore (Piemont, Italien).
• 3. Stopp: Lugano am Luganersee (Tessin, Schweiz).
• 4. Stopp: Domaso am Comer See (Lombardei, Italien).
• 5. Stopp: Iseo am Iseosee (Lombardei, Italien).
• 6. Stopp: Manerba del Garda am südlichen Gardasee (Lombardei, Italien).
• 7. Stopp: Arco am nördlichen Gardasee (Südtirol, Italien).

Wenn ihr im Süden Deutschlands lebt, lohnt sich die Fahrt mit dem eigenen Auto, dem Wohnmobil oder dem Camper definitiv. Von München aus sind es zum westlichsten See, dem Lago Maggiore, zum Beispiel gerade einmal vier Stunden. Kommt ihr aber beispielsweise aus Norddeutschland, könnt ihr alternativ einen Mietwagen am Flughafen Mailand buchen und euren Roadtrip entlang der italienischen Seen von dort starten. 

Wir hatten zwei Wochen Zeit und waren dementsprechend entspannt unterwegs. So konnten wir auf dem Hinweg sogar noch einen kleinen Wander- und Wellnessstopp in Ischgl einlegen, bevor es weiter ging in Richtung Oberitalienische Seen.

Lago Maggiore – Oberitalienische Seen 

Mit den Alpen, die eine dramatische Kulisse bieten, großen alten Hotels, die seine Ufer dominieren, und fünf tollen Inseln namens Isole Borromee (Borromäischen Inseln) ist der Lago Maggiore einer der schönsten Oberitalienischen Seen.

Fahrt am Westufer entlang, wo Verbania eine lebhafte Uferpromenade mit Parks bietet, Stresa ein Labyrinth aus engen Gassen, die zum Erkunden einladen, und Cannobio Straßencafés und einen Strand.

Nehmt von Cannobio aus die ausgeschilderte Abzweigung nach Val Cannobio. Fahrt dort eine Schleife um den Parco Nazionale della Val Grande, Italiens größtes Wildnisgebiet, und die malerische Route zum Ortasee. Die Region ist ein beliebter Wanderort. Wenn ihr aber lieber gemütlich unterwegs sein möchtet, könnt ihr die schroffen Berge auch bequem vom Auto aus genießen. 

Nach einem rasanten Aufstieg über schmale, gewundene Straßen führt euch die Route über alte Steinbogenbrücken und durch dichte Wälder ins Hochgebirge. Anhalten ist hier schwierig. Wenn ihr aber doch ein Plätzchen findet, steigt unbedingt aus, atmet die klare Luft ein und genießt den wunderbaren Ausblick. 

Nach etwa einer Stunde gelangt ihr bei Malesco auf die Hauptstraße. Vorsicht, nicht auf die Autobahn auffahren! Die kleine Nebenstraße ist viel entspannter und gesäumt von Burgruinen und Türmen. Nehmt dann die Ausfahrt Omegna zum Ortasee und folgt den Schildern nach San Giulio. Der Ortasee ist ein echter Geheimtipp und in San Giulio könnt ihr wunderbar essen und auf dem Marktplatz mit einem Eis in der Sonne sitzen. 

Unterkunft für Camper: Viele Campingplätze gibt es in Arona, ganz im Süden des Lago Maggiore.

Luganersee – Italienische Seen

Der Luganersee ist der am meisten verwinkelte See in Norditalien. Hier liegt er übrigens nur zu 37 Prozent – der übrige Teil befindet sich in der Schweiz. Eingebettet zwischen dem Comer See und dem Lago Maggiore bietet er zauberhafte Städtchen, eine atemberaubende Natur und tolle Ausblicke.

Mein persönliches Highlight liegt allerdings auf der Schweizer Seite des Luganersees: Das gleichnamige Städtchen Lugano. Die Stadt im italienischsprachigen Kanton Tessin liegt am Nordufer des Lago di Lugano und ist von einem tollen Bergpanorama umgeben.

Ich persönlich liebe ja den schweizerisch-mediterranen Kulturmix, der sich hier nicht nur in der Architektur sondern ganz besonders auch in der Gastronomie widerspiegelt. Besonders gut hat mir übrigens der Parco Ciani gefallen, in dem es im September noch wunderschön blüht.

Für euren Roadtrip um den Luganersee kann ich euch außerdem den Parco San Grato, Morcote, Monte Brè und die Grotte di Rescia empfehlen.

Unterkunft für Camper: Am Luganersee haben wir in der Schweiz übernachtet. Nur wenige Kilometer von Lugano entfernt gibt es tolle Campingplätze. 

Comer See – Norditalienische Seen

Der Comer See ist der Inbegriff des norditalienischen Sees und eine absolute Wucht. Dank seiner Luxushotels, der palastartigen Villen, imposanter Gärten und nicht zuletzt George Clooney gilt er auch als der glamouröseste unter den Oberitalienischen Seen. 

Seit der silberhaarige Hollywood-Frauenschwarm hier im Jahr 2001 eine Villa kaufte, kann sich der Comer See vor Paparazzi nicht mehr retten und im Wochentakt tauchen Bilder auf, die George Clooney in einem Schnellboot oder auf seiner Harley am Seeufer zeigen. 

Die elegante Stadt Como ist ein guter Ausgangspunkt für Erkundungen. Hier überqueren auch Autofähren den See, sodass ihr euch leicht fortbewegen könnt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch euer Fahrzeug abstellen und eine private Schnellboottour in einem der schick polierten Holzboote unternehmen.

Wenn ihr gerne nass werden möchtet, fahrt weiter nach Dervio zum Segeln oder nach Domaso zum Windsurfen – beide Orte liegen am nördlichen Ende des Lago di Como. Ihr bleibt lieber trocken? Dann nehmt von Tremezzo aus die Autofähre nach Bellagio, eines der schönsten Dörfer am See.

Eine andere Route bringt euch nach Varenna an der Ostküste. Hier könnt ihr wunderbar durch die kleinen Gassen schlendern und die wunderschönen Gärten der Villa Monastero erkunden, die euch einen tollen Panoramablick auf den See bieten.

Auf der Rückfahrt nach Como könnt ihr in Lecco einen Stopp einlegen. Hier lohnt sich ein Spaziergang entlang der malerischen Uferpromenade, an der die einheimischen Fischer gerne Ihre Angel auswerfen.

Wenn ihr zurück in Como eine Pause vom Fahren braucht, könnt ihr einen Rundflug mit dem Wasserflugzeug unternehmen. An klaren Tagen ist die Aussicht spektakulär – besonders dann, wenn in den Alpen schon Schnee liegt. Alternativ könnt ihr euch auch ein Schnellboot mieten. 

Unterkunft für Camper: Viele Campingplätze gibt es in und rund um Domaso, ganz im Süden des Lago di Como.

Iseosee – Oberitalienische Seen

Der Underdog der italienischen Seen – und gleichzeitig mein absoluter Geheimtipp für euren Norditalien Roadtrip – ist der Iseosee. Er liegt nicht weit vom berühmten Gardasee entfernt und geht dementsprechend ein bisschen unter. Auslassen solltet ihr ihn aber auf keinen Fall, denn er bietet neben malerischen Uferpromenaden und zahlreichen Campingmöglichkeiten vor allem einen entscheidenden Vorteil: Ruhe. 

Im Vergleich mit den anderen Oberitalienischen Seen herrscht hier mit Abstand das wenigste Gewusel. Obwohl ihn viele Italienreisende mittlerweile zu schätzen gelernt haben, sind die Massen am Iseosee noch nicht angekommen, sodass ihr eine wunderbar entspannte Zeit verbringen könnt. 

Zu den schönsten Orten rund um den Iseosee gehören neben der „Hauptstadt“ Iseo auch Paratico, Clusane, Marone, Riva di Solto und Lovere. Unternehmt unbedingt auch einen Ausflug mit der Fähre auf die Monte Isola. Sie ist mit knapp fünf Quadratkilometern die größte Binneninsel Südeuropas und beherbergt rund 1800 Menschen. 

Die Fähren fahren unter anderem ab Sale Marasino, Sulzano und Riva di Solto das ganze Jahr über. Auf der Insel angekommen könnt ihr den schönen Ort Peschiera Maraglio an der Südspitze der Monte Isola erkunden. Von Peschiera, aber auch von anderen Orten am Ufer aus, führen Wanderwege ins Inselinnere, das an seinem höchsten Punkt ca. 400 Meter hoch liegt.

Unterkunft für Camper: Viele Campingplätze gibt rund um die „Hauptstadt“ Iseo und etwas weiter nördlich in Pilzone.

Gardasee – Italienische Seen

Der größte der Italienischen Seen, der Gardasee, hat für jeden etwas zu bieten. Italienischer Charme, historische Hotels und elegante Restaurants sowie tolle Strände und perfekten Wind für Wassersport.

Kanus, Katamarane, Segelboote und Motorboote können gemietet werden. Für Familien mit Kindern (und Menschen wie mich) gibt es außerdem Themen- und Wasserparks.

Viele Besucher machen Sirmione zu ihrer Basis. Die Stadt beherbergt eine fotogene Burg mit Wassergraben und Zugbrücke, viele Hotels und Restaurants am Wasser, schöne Strände, Beachbars und malerische Gassen. 

Mir persönlich ist hier aber zu viel los und nach einem Tag in der Stadt (und einem riesigen Eis aus den berühmten, endlosen Eistheken) zieht es mich schon wieder zurück in die ruhigeren Orte entlang des Lago di Gardo. 

Interessante Stopps von Sirmione aus sind das schöne Salò am Westufer des Gardasees, in das sich damals der Diktator Mussolini zurückgezogen hat, und Gardone Riviera, wo ihr Il Vittoriale besuchen könnt. Die prunkvolle Villa gehörte einst dem ebenso berühmten wie exzentrischen (und leider auch faschistischen) Dichter Gabriele D’Annunzio. Beide Städte sind absolut malerisch und einen Spaziergang wert.

Weiter nördlich sind Riva del Garda und Torbole beliebte Treffpunkte von Seglern und Windsurfern, ebenso wie Malcesine auf der Ostseite auf dem Rückweg nach Sirmione. Wir haben in den letzten beiden Jahren besonders Arco zu schätzen gelernt. Das zauberhafte Städtchen ist ein El Dorado für Sportler und der perfekte Ausgangspunkt für Mountainbike- und Wandertouren in die Berge Südtirols und an den See. 

Unterkunft für Camper: Viele Campingplätze gibt es rund um Moniga del Garda am Westufer des Sees.

Italienische Seen: Ein kleines Fazit zu unserem Roadtrip

Ich kann noch immer nicht glauben, wie schnell die zwei Wochen an den Oberitalienischen Seen vergangen sind. Ich habe es so sehr genossen, einfach mal nicht zu arbeiten, keinen Sport zu machen und in den Tag hineinzuleben. 

Statt Laptop und Arbeitswut waren unsere Tage gefüllt mit faulen Stunden am See, Paddeltouren auf dem SUP, guten Büchern, Aperitivo und leckerem Essen. Ein bisschen entspanntes Sightseeing hat unseren Norditalien Roadtrip perfekt abgefundet. 

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Artikel ein bisschen Lust auf einen Abstecher an die Italienischen Seen machen. Unsere Reise mit dem Wohnmobil war ein absoluter Traum und ich kann euch die Region nur ans Herz legen. Hier könnt ihr perfekt den Sommer verlängern (oder vorverlegen) und ich bin mir sicher, dass euch die Seen genauso gut gefallen werden wie mir. 

Buchtipp *