Zuletzt überarbeitet am 19. Juli 2023 von Franzi
|Alex schreibt| Surfen an der Ostsee? Große Fragezeichen in den Augen hatten die meisten, denen ich von meinem verlängerten Wochenende in Mecklenburg-Vorpommern erzählte. Warum fährst du nicht nach Frankreich, Spanien oder Portugal? Ja, alles tolle Orte zum Surfen. Doch auch in Deutschland gibt es neben den einschlägigen Windsurfrevieren an der Nord- und Ostsee einige beachtenswerte Spots zum Wellenreiten, beispielsweise an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern. Bei der richtigen Windstärke kann man zwischen Rostock und Stralsund zudem perfekt Kitesurfen, bei einer Flaute steigt man einfach auf ein SUP- oder Skimboard um. Die besten Spots zum Surfen an der Ostsee durfte ich kürzlich testen.
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Inhalt
Saaler Bodden: „Der Wind ist Dein Mentor“ – Kitesurfen und SUP
Kein einziger Windhauch streicht durch das blühende Kornfeld, an dem wir parken. Die Halme biegen sich einzig unter der Last der prall gefüllten Ähren. Auch das Gewässer, das sich an die große Wiese auf der anderen Seite des Feldweges anschließt, ist glatt wie ein Ententeich. Wir sind auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Genauer gesagt am Saaler Bodden, einer flachen Lagune, die durch eine vorgelagerte Inselkette vom offenen Meer geschützt ist.
„The wind is my mentor“ ist an dem schwarzen Surfbus zu lesen, den wir ansteuern. Ob das was wird mit dem Wind heute? Noch sind Simon, Moritz und Thorsten von der Kitemafia, bei denen wir zum Kitesurf-Crash-Kurs angemeldet sind, zuversichtlich. Das Wetter an der Küste ändert sich bekanntlich schnell. Also abwarten. Bevor wie in die Neoprenanzüge schlüpfen, gibt es noch frischen Erdbeerkuchen und ein wenig Hintergrundwissen zum Spot und zur Kitemafia.
Die Surfschule gibt es fast schon so lange am Bodden wie das Kitesurfen in Deutschland, nämlich seit über 15 Jahren. Der Saaler Bodden ist eines der größten Stehreviere an der Ostsee und bestens geeignet für Einsteiger, denn man steht maximal hüfttief im Wasser. Warum die Saaler Lagune außerdem perfekt zum Kiten ist, erklärt Simon: Dadurch, dass das Wasser so flach ist, gibt es einerseits nur wenig Wellengang, andererseits erwärmt es sich schneller, die Thermik beschleunigt dann den Wind.
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Soweit die Theorie. Als Moritz nach dem Erdbeerkuchen Lenkmatten, Trapeze, Kites und Kiteboards auf der Wiese ausbreitet, sind wir immer noch weit von Windstärke 3 entfernt. Die braucht man nämlich mindestens, besser ist Windstärke 5. Damit wir trotz Flaute unsere Portion Adrenalin bekommen, wird schließlich die Wake Winch angeschlossen. Mit der motorbetriebenen Seilwinde lässt sich auch ohne Wind der Wasserstart mit dem Kiteboard üben.
Ich drehe lieber erst einmal eine Runde mit dem SUP-Board, Stand-up-Paddling funktioniert nämlich auch wunderbar am Bodden. Dann traue ich mich tatsächlich in die Winch, lege mir die Weste mit dem Trapez an und steige im Wasser liegend mit den Füßen in die Halterung des Boards ein. Was dann passiert? Was bei Könnern wahnsinnig elegant aussieht, endet bei mir mit einem Durchpflügen des Brackwassers mit dem ganzen Körper, unter Wasser wohlgemerkt. Die Beine und den Oberkörper im exakten Winkel auszurichten ist eine Kunst für sich, Spaß gemacht hat es trotzdem!
Info: Von April bis Oktober ist der Surfbus der Kitemafia sieben Tage die Woche im Saaler Bodden zu finden. Windsicher sind die Monate April und Mai sowie September und Oktober.
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Zingst: Windstärke 6, perfekt zum Surfen an der Ostsee
Noch ist der Himmel blau über dem Sportstrand in Zingst, doch am Horizont türmen sich bereits die ersten dunkelgrauen Wolken. Die Wellen, die an den flachen Strand rollen, tragen üppige Schaumkronen. Ich ziehe den Reißverschluss des Neos hoch, habe schon nach kürzester Zeit eine Panade aus feinem Sand im Gesicht. Windstärke 6, aus Nordwest. Perfekte Bedingungen zum Surfen an der Ostsee, so Stefan vom Surf & Kite Club Zingst.
Doch erst einmal der Spot- und Materialcheck. Ich lerne: Auch mit einer Klotür kann man theoretisch einen perfekten Surf hinlegen, auf die Finne kommt es an. Dann ein paar Trockenübungen. Bäuchlings auf das Brett legen, paddeln, mit den Armen aufstützen, aufspringen, stehen, auf der Welle reiten. Ich erinnere mich an das, was ich letzten Sommer in Irland gelernt habe. Ob das gleich im Wasser auch so funktioniert?
Die Antwort lautet: nein. Der Wind treibt mein Brett immer wieder Richtung Buhne. Ich paddele und paddele, die Buhne kommt trotzdem immer näher. Durch den Kopf schießt mir Stefans Satz: „Wer ist der Chef? Die Buhne, das Board oder Du?“. Ich definitiv nicht. Entmutigen lasse ich mich trotzdem nicht. Schummele ein wenig, gleite ins Wasser und schwimme mit dem Board hinaus aufs Meer. Dann versuche ich es, schließlich hatte es in Lahinch schon ganz gut geklappt. Doch schneller als ich denken kann, liege ich im Wasser. Egal. Noch ein Versuch. Und noch einer. Bis die paddelmüden Arme nicht mehr können. Dann erst merke ich, wie weit ich abgetrieben bin. Zum Glück nur parallel zum Strand, ohne Zusammenstoß mit einer Buhne.
Info: Der Surf & Kite Club Zingst befindet sich am Strandübergang 6 am Sportstrand Zingst. Der Tag beginnt hier mit einer Surfer Smoothie Bowl in der Lala Surfbar, wo man sich Abends nach dem Surf- oder SUP-Kurs zum Sundowner oder auf ein Fischbrötchen trifft.
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Extratipp für Zingst: „OLYMPUS“ FotoKunstpfad Zingst
Wer zum Surfen, Kiten oder SUP nach Zingst kommt, sollte sich für einen Nachmittag aus dem Neoprenanzug schälen und aufs Fahrrad umsteigen. Das ist nämlich die beste Art, um den OLYMPUS FotoKunstpfad zu erkunden, eine Outdoor-Installation mit Werken internationaler Fotokünstler an acht verschiedenen Orten in Zingst, unter anderem am Strand und im Kurpark.
Vergesst nicht, Euch kostenlos eine OLYMPUS Kamera auszuleihen, mit der Ihr die Kunstwerke fotografieren könnt. Die dazugehörige Speicherkarte dürft Ihr behalten. Eine Übersicht über die Installationen und die Orte zum Ausleihen findet Ihr hier. Tipp: Die Kamera unbedingt abends zum Sundowner in der Strandbar „Zuckerhut“ mitnehmen, um mit einem Cocktail in der einen Hand mit der anderen Hand den Auslöser für unzählige Sonnenuntergangsfotos am Strand zu betätigen.
Übernachten in Zingst zum Surfen an der Ostsee: Das Haus 54
Wir haben im Haus 54*. Das Hostel liegt auf einem ehemaligen Armeegelände nur fünf Minuten vom Strand entfernt. Es ist eigentlich ein Hostel, hat aber auch gemütlich eingerichtete Einzel- und Doppelzimmer und ein leckeres, großes Frühstücksbuffet.
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Warnemünde: Skimboarden und Fährwellenreiten an der Ostsee
Von der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst geht es ins Ostseebad Warnemünde. Am Strand unterhalb des Leuchtturms wartet Hannes auf uns. Leider mit schlechten News. Der Wind ist zu stark und das geplante Skimboarden damit zu gefährlich. Skimboarden? Wer wie ich bis vor kurzem nicht wusste, was das ist: Man hält ein ovales, etwa 1 Meter bis 1,25 Meter langes Brett in der Hand, lässt es flach aufs Wasser fallen, springt auf und gleitet dann bis zu 25 Meter über das Wasser. Dabei kann man noch allerlei Kunststückchen machen, ähnlich wie auf einem Skateboard.
Die Legende sagt, Skimboarden habe seinen Ursprung in Kalifornien, wo in den späten 1920ern Rettungsschwimmer in Laguna Buch versuchten, mit einem Holzbrett vorwärts zu kommen. Obwohl ich noch nie auf einem Skateboard stand, hätte ich das Skimboarden gerne einmal ausprobiert. Stattdessen werfen wir einen Blick in Hannes Werkstatt in der Friedrich-Franz-Straße, wo er seit 2000 Skimboards fertigt, als einziger Hersteller in Deutschland und mit coolen Designs von Rostocker Künstlern. Tipp: Neben der Werkstatt vermietet Hannes eine hübsche Ferienwohnung, im Surferstyle und mit dem passenden Namen „Surfkoje“.
Zurück am Strand, ist inzwischen die Sonne herausgekommen, doch leider ist der Wind immer noch zu stark für das, was wir vorhaben. Kathrin von Supreme Surf zeigt auf die roten Flaggen. Badeverbot. Das heißt, für heute ist auch das Fährwellensurfen gestorben. Fährwellensurfen? Was ist das jetzt wieder? Not macht erfinderisch: Da die Ostsee in Warnemünde normalerweise nicht gerade mit hohen Wellen gesegnet ist, hat sich hier eine kuriose Art des Surfens etabliert. Alle zwei Stunden entstehen durch die Fähren, die aus Dänemark kommend über die Mündung der Warnow in den Rostocker Hafen einlaufen, bis zu 1,50 Meter hohe Bugwellen. 15 bis 20 Wellen rollen dann auf den Warnemünder Strand zu. Diese eignen sich besonders gut für Surfeinsteiger.
Die größte und schönste Welle entsteht morgens um 8.20 Uhr, erzählt Kathrin. Auch die letzte Fähre, die mit Lkw beladen und daher besonders schwer ist, lockt besonders viele Wellenreiter zum Surfen an der Ostsee an. Außer heute. Von unseren Liegestühlen an der Strandbar entdecken wir die Fähre am Horizont, doch die vorgelagerte Sandbank, auf der normalerweise die Surfer warten, ist heute leer.
Info: Das Beachhouse von Supreme Surf befindet sich am Strandaufgang zwischen dem Hotel NEPTUN und dem aja Resort. Das mit seiner Siebziger-Jahre-Ost-Architektur nicht zu übersehende Hotel NEPTUN hat übrigens eine interessante Vergangenheit. Schon zu DDR-Zeiten war es DAS Hotel am Platz, sogar Fidel Castro nächtigte schon hier. Heute ist es nicht zuletzt bekannt für seine Broiler. Die knusprigen Hähnchen mit den selbst gemachten Saucen und Pommes Frites sind nicht nur Kult, sondern wirklich lecker!
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Übernachten in Warnemünde: Schlafen in Containern im Dock Inn
Wer in Warnemünde nicht zwangsläufig mit Meerblick, aber dafür außergewöhnlich wohnen will, sollte sich im Dock Inn* einquartieren, Deutschlands erstem und einzigem Containerhotel. Im Dock Inn schläft man in ausrangierten Schiffscontainern, auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs am Hafenkai der Warnemünder Werft. Kurios sieht das Gebäude mit den übereinander gestapelten Containern von außen aus, und extrem stylisch von innen. In meinem 25 Quadratmeter großen Zimmer habe ich sogar ein abgetrenntes, kleines Wohnzimmer, ein Sitzpodest hinter dem Bett zum Lesen und einen kleinen Sitzbereich draußen.
Sogar eine Sauna gibt es im Dock Inn, dafür wurden 5 Überseecontainer zusammengebaut. In der großen Eingangshalle kann man Longboard fahren, kickern oder in der „Fritz Kola Vinyl Bar“ seine eigenen Platten auflegen. Für Kletterfans gibt es zudem eine Boulderhalle. Im Dock Inn mischen sich Backpacker und Flashpacker mit Schulklassen und Familien, sogar einige Herrschaften im Rentneralter wurden Abends an der Bar gesichtet. In jeder Hinsicht ein tolles Konzept!
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Rostock: Mit dem SUP-Boad über die Warnow nach „Klein-Venedig“
Vom Dock Inn ist es nicht weit zum alten Rostocker Stadthafen. Hier steigen wir auf SUP-Boards, zusammen mit Eike von Supreme Surf, die hier eine weitere Filiale haben. Rund fünf Kilometer auf der Warnow – dem Fluss, der durch Rostock fließt – liegen vor uns. Vorbei an alten Speichergebäuden geht es nach „Klein-Venedig“. Wir paddeln durch kleine, lauschige Kanäle mit tiefhängenden Büschen, schauen den Anwohnern auf den Frühstückstisch im Garten und nehmen ein paar der sehenswerten Bauwerke von Rostock mit. Theoretisch kann man über die Warnow bis nach Warnemünde paddeln, das dauert ungefährt vier Stunden und bei dem Gegenwind, den wir haben, einiges an Kraft.
Wir legen wieder am Stadthafen an. Ich fahre danach tatsächlich nochmal nach Warnemünde, allerdings nicht auf dem SUP-Board, sondern mit der S-Bahn. Das mit der Fährwelle lässt mir keine Ruhe. Die Wetterbedingungen wären heute deutlich besser, soll ich es wagen? Leider habe ich die eine Fähre gerade verpasst. Stattdessen wage ich das Abenteuer Stand-up-Paddling auf der Ostsee. Wer noch einmal sagt, SUP sei langweilig, den schicke ich hinein in die Brandung.
Obwohl ich fast jedes Wochenende mit dem SUP auf einem der oberbayerischen Seen unterwegs bin, wackelten mir gehörig die Knie. Das Meer ist eben doch was anderes als ein See, auch wenn es „nur“ die Ostsee ist und nicht der wilde Atlantik … Die Ostsee kann man übrigens auch von Süddeutschland in den Sommermonaten wunderbar per Flug erreichen, beispielsweise von München nach Rostock. Ich werde wiederkommen, zum Surfen, Skimboarden, Kitesurfen und Fährwellenreiten!
[Franzi schreibt] Dieser Artikel stammt aus der Feder der wunderbaren Alex von Traveling the World – Stories of a Travelista. Sie geht regelmäßig für Coconut Sports auf Reisen und teilt ihre Erfahrungen hier mit uns. Ihr könnt Alex übrigens auch auf Instagram folgen.
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Vielen Dank an den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.für die Einladung zum Surfen an der Ostsee auf dieser Reise.
Danke Alex für den tollen Bericht über die Wassersport-Aktivitäten an der Ostsee. Ich glaube, da muss ich demnächst auch hin. Ich werde mich dann aber auf das Stand Up Paddling fokussieren 😉
Es lohnt sich auf jeden Fall, die Ostsee ist einfach wunderschön, alleine schon wegen der ellenlangen, weißen Sandstrände. Und super SUPen kann man inzwischen fast überall :-). LG, Alex
Das sieht wirklich total schön aus. Oft findet man die größten Schätze doch direkt vor der Haustür.